Internationale Solidarität
Nach Irrfahrt in der Karibik: sozialistisches Kuba lässt Corona-Schiff anlegen und evakuieren

Kuba setzt klares Zeichen für internationale Solidarität: Die MS Braemar, hier in Norwegen, darf nach dem Ausbruch des neuartigen Corona-Virus den Hafen von Havanna anlaufen. | Foto: Jorge Andrade  -  Lizenz: CC BY 2.0
  • Kuba setzt klares Zeichen für internationale Solidarität: Die MS Braemar, hier in Norwegen, darf nach dem Ausbruch des neuartigen Corona-Virus den Hafen von Havanna anlaufen.
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Havanna/Caracas. Die kubanische Regierung hat einem norwegisch-britischen Kreuzfahrtschiff die Erlaubnis erteilt, den Hafen von Havanna anzulaufen, um die Passagiere nach Ausbruch des neuartigen Corona-Virus an Bord zu evakuieren. Der sozialistische Inselstaat kam damit einer Bitte der britischen Regierung nach, nachdem dem Schiff in der Karibik das Anlaufen näherer Häfen untersagt worden war. Zugleich trafen Hilfsgruppen kubanischer Ärzte in Venezuela ein, um eine Ausbreitung des 2019-nCo-Virus und der Atemwegserkrankung Covid-19 zu verhindern.

Am vergangenen Freitag bereits hatte die Regierung des Vereinigten Königreichs die kubanischen Behörden um Erlaubnis gebeten, das Kreuzfahrtschiff MS Braemar der Fred-Olsen-Linie, einem norwegischen Unternehmen mit Sitz in London, an einem kubanischen Hafen anlegen zu lassen. Das Schiff hat eine bislang angeblich kleine Anzahl Passagiere an Bord, die mit dem neuartigen Coronarvirus infiziert sind. Die Touristen sollen von Kuba aus auf dem Luftweg nach Hause gebracht werden.

Angesichts der Dringlichkeit der Lage und der lebensbedrohlichen Situation für die erkrankten Personen hat die Regierung Kubas beschlossen, dem Schiff das Anlegen zu gestatten. Dies erklärte das kubanische Außenministerium am gestrigen Montag. Die von der Weltgesundheitsorganisation (WHO) und dem kubanischen Gesundheitsministerium (MINSAP) festgelegten Hygienemaßnahmen würden strikt eingehalten, wenn die Passagiere und die Besatzung in Empfang genommen werden, hieß es von dieser Seite.

Die kubanischen und britischen Behörden organisieren gemeinsam die Rückreise der Passagiere des Kreuzfahrtschiffes von kubanischem Staatsgebiet in ihre Heimat. Dafür würden von britischen Luftfahrtgesellschaften entsprechend Flüge bereitgestellt.

"Humanitäre Praxis der Revolution"
Kuba setzt mit seiner humanitären Hilfeleistung ein klares Zeichen für internationale Solidarität. Das Außenministerium erklärte dazu: "Dies sind Zeiten der Solidarität, des Verständnisses von Gesundheit als Menschenrecht und der Stärkung der internationalen Zusammenarbeit zur Bewältigung unserer gemeinsamen Herausforderungen – Werte, die der humanistischen Praxis der Revolution und unseres Volkes innewohnen."

Bereits am Donnerstag war dem Kreuzfahrtschiff das Anlegen auf Barbados und am Freitag auf den Bahamas aufgrund der Virusinfektionen verweigert worden.

Die MS Braemar hat mehr als 1.000 Personen an Bord. Bei mindestens fünf von ihnen wurde der 2019-nCo-Virus nachgewiesen. Etwa 21 Besatzungsmitglieder und 22 Passagiere befinden sich inzwischen in Isolation, weil sie Symptome aufweisen, die auf eine Covid-19-Erkrankung hindeuten.

Der Plan, das Schiff nach Großbritannien zurückfahren zu lassen, wurde aufgrund der Entfernung und daraus resultierender gesundheitlicher Bedenken verworfen.

Indes ist eine Gruppe kubanischer Mediziner der Internationalen Henry-Reeve-Brigade in Venezuela eingetroffen, um kubanische Bürger schützen zu helfen und den Gesundheitsbehörden des südamerikanischen Landes beizustehen. Die Ärzte der Henry-Reeve-Brigade sind auf Einsätze nach Katastrophen und bei Epidemien spezialisiert.

Zu Gruppe gehören Mikrobiologen, Biologen, Infektiologen und Intensivmediziner sowie der Gründungsdirektor des Instituts für Gentechnik und kubanische Entwickler eines Interferon-Präparats, das zur Bekämpfung der Pandemie eingesetzt wird.

Vor seiner Abreise nach Venezuela betonte Dr. José Ernesto Betancourt Lavastida, Leiter der kubanischen Gruppe, gegenüber der Tageszeitung Granma, dass das Coronavirus eine schwer zu bewältigende Krankheit und aufgrund seines Ausmaßes ein globales Problem sei.

"Viele Regierungen zeigen eine gebührende Aufmerksamkeit, wie unsere Regierung, weil für sie die Gesundheit der Menschen eine der Hauptprioritäten ist, aber andere haben erst spät reagiert, was zur raschen Ausbreitung der Epidemie beigetragen hat", fügte Betancourt hinzu.

Venezuelas Vizeaußenminister für Lateinamerika, Rander Peña, bezeichnete die Hilfe der kubanischen Spezialisten auf dem Internationalen Flughafen Maiquetía in Caracas als Zeichen der "Allianz zwischen Kuba und Venezuela".

"Es ist das Ergebnis des schnellen Handelns von Präsident Maduro und der Brüderlichkeit des kubanischen Volkes und der kubanischen Regierung sowie des Gesundheitsabkommens zwischen Kuba und Venezuela, das von zwei großen Führungspersönlichkeiten unterzeichnet worden ist: Fidel Castro und Hugo Chávez", so Peña.

(Der Beitrag stammt von Adriano Gomez-Bantel und Harald Neuber. Er schien zuerst am 17. März 2020 auf der Internetseite amerika21.de.)

amerika21.de

Autor:

Carsten Klink aus Dortmund-Ost

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