Harald Schmidt und das Ballett in Gelsenkirchen
Fast ausverkauft war das Musiktheater im Revier am vergangenen Wochenende, als sich neben Stars aus der internationalen Ballettszene auch Harald Schmidt die Ehre gab (lesen Sie hier, wie es dazu kam), um bei der Benefiz-Gala zugunsten der Stiftung Musiktheater im Revier Geld für die Kulturarbeit mit Kindern und Jugendlichen zu sammeln.
Dramatischer als sonst wird es, als die Lichter im großen Haus ausgehen, die Musik beginnt und der Vorhang rot im Scheinwerferlicht zittert. Dann geht es los - oder? Ein Raunen geht durch die Menge, als die kleinen Ballerinas der Ballettschule Tanztempel ganz groß rauskommen: da wird sich gedreht, gehüpft und mit dem Fächer gewedelt. Ein einziger Junge steht - für die "Hebefiguren" - mit auf der Bühne.
Fokus auf den Kindern
Das alles ist natürlich kein drolliger Gag, sondern soll vor allem zeigen: darum geht es hier heute Abend, deswegen sind wir alle, Tänzer, Moderator und Technik-Team, hier: für die Kinder unserer Stadt, für unsere Zukunft.
Beschwingt und summend kommt nun der Moderator des Abends auf die Bühne geschwebt: Harald Schmidt, Entertainer der Extraklasse. Er stellt jedoch von vorne herein klar: Heute Abend steht das Ballett im Fokus, nicht er selbst. Und an diese Absprache hält er sich auch. Dezent und fast schon unscheinbar führt er durch den Abend, dreht nur bei der Versteigerung während der Pause richtig auf.
Die Highlights
Doch schon vor der Versteigerung gibt es ein Highlight nach dem nächsten: gefühlvolle Pas de deux wechseln sich mit teils humorvollen Soli ab, das Niveau der Tänzer ist - wie vorher angekündigt wurde - Weltklasse.
So zeigte Kusha Alexi (deren gebrauchte Ballettschuhe in der Versteigerung ganze 80 Euro für die Stiftung einbrachten) mit Raphael Coumes-Marquet das Pas de deux aus dem 2. Akt von Schwanensee und begeisterte so die Fans des klassischen Balletts. Im Tütü und auf Spitze gab sie überzeugend den weißen Schwan, der seinem Prinzen immer wieder zu entwischen droht.
Zwei besondere Soli: Bunn & Lochner
Mit einer eigenen Choreographie kam Joseph Bunn auf die Bühne. Zu Björks "Triumph of a heart" legte er eine spektakuläre, energiegeladene Show hin und wurde dafür auch schwer umjubelt - nicht zuletzt auch wegen des gewählten Outfits, das so manches Damenherz höher schlagen ließ.
Beeindruckt wurde das Publikum auch von Florian Lochner, der in "Ballet 101" mit viel Humor die 101 Positionen des klassischen Balletts vortanzte und später in einer wilden Choreographie sein Können zeigte. Humorvoll blieb er auch in "Shutters Shut" mit Rosario Guerra zusammen - Das Publikum amüsierte sich köstlich.
Ballett im Revier in "Ruß"
Auch die Ballszene aus dem abendfüllenden Ballett "Ruß", das Anfang des Jahres im Kleinen Haus des MiR aufgeführt wurde, zeigte noch einmal das ganze Können des Ballett im Revier.
Als krönenden Abschluss boten Bridget Breiner und Wieslaw Dudek "Onegin", eine herzzerreißende Performance einer komplizierten Liebe, in einer Choreographie von John Cranko zu Musik von Peter Tschaikowski.
Alles zugunsten der Stiftung
Es war ein Ballettabend der Spitzenklasse: ein bunter Strauß aus klassischem und moderndem Ballett mit Stars, nach denen sich so manches internationales Haus die Finger lecken würde. Das wirklich Tolle an der ganzen Sache war, dass alle Stars kostenlos tanzten (und moderierten) - Denn der gesamte Erlös geht an die Stiftung Musiktheater im Revier, die Aktivitäten und Projekte für Kinder im ganzen Stadtgebiet fördert und ihnen so, unabhängig von der Herkunft und Gehalt der Eltern, Kultur näherbringt.
Versteigerung für einen guten Zweck
Deshalb wurden nicht "nur" Karten für diesen besonderen Abend verkauft, sondern auch tolle Sachen versteigert. Auktionär war natürlich kein Geringerer als Harald Schmidt selbst, der zu Hochtouren auflief und ganz in seinem Element war, als er den Hammer und lockere Sprüche schwingen konnte.
Insgesamt kamen bei der Versteigerung 3710 Euro zusammen - nicht ganz unbeteiligt war Schmidt selbst, denn er ersteigerte ein signiertes Schalke-Trikot und ein Stück des Kunstwerks von Yves Klein - jeweils für 1000 Euro. Auch Generalintendant Michael Schulz ließ sich nicht lumpen und legte 700 Euro für ein weiteres Stück von Yves Kleins Kunstwerk auf den Tisch.
Ein gelungener Abend, den so schnell nichts toppen kann.
Autor:Deborrah Triantafyllidis aus Gelsenkirchen |
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