Babys: Richter schicken Mutter hinter Gitter

Zu Prozessbeginn versteckte sich die Angeklagte - hier neben ihrer Anwältin  - hinter einem Aktenordner. | Foto: Magalski / Archiv
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Vier Monate stand eine Frau aus Lünen, in deren Wohnung vor sechs Jahren zwei Baby-Leichen gefunden worden waren, vor Gericht. Montag fällten die Richter am Landgericht Dortmund ihr Urteil.

Angeklagte und Staatsanwaltschaft haben nun eine Woche Zeit gegen das Urteil Revision einzulegen, passiert das nicht, wird die Entscheidung der Richter rechtskräftig und die Frau aus Lünen muss wegen schwerer Misshandlung von Schutzbefohlenen für drei Jahre und sechs Monate ins Gefängnis. Im September vor sechs Jahren war die erste Kinderleiche zufällig nach einem Brand in der Wohnung im ersten Stock eines Mehrfamilienhauses gefunden worden, weitere Ermittlungen förderten in der vermüllten dann den zweiten skelettierten Körper eines Babys zu Tage. "Die Wohnung war voller Müll, man watete durch Unrat, im Schlafzimmer war nicht zu erkennen, wo das Bett stand", erzählte ein Ermittler dem Gericht zum Prozessauftakt. Der Frau legte die Anklage zur Last, ihre Kinder in dutzenden Fällen ohne Versorgung in der Wohnung gelassen zu haben - doch führte das auch tatsächlich letztlich zum Tod der Kleinkinder?

Infektion mit Todesfolge?

Die Sachverständigen konnten nach der Untersuchung der Überreste der Kinder keine eindeutige Todesursache feststellen, entsprechend kam am Ende auch keine Verurteilung wegen eines Tötungsdelikts in Frage. Wie Richter Dr. Thomas Jungkamp, Sprecher am Landgericht Dortmund erläuterte, sei beispielsweise eine Infektion der Kinder mit Todesfolge aufgrund der schlechten hygienischen Zustände in der Wohnung zumindest nicht auszuschließen, eine weitere Möglichkeit sei die Übertragung einer Erkrankung, etwa Toxoplasmose, durch die Katzen oder auch der plötzliche Kindstod. Das Gericht könne nur nach gesicherten Tatsachen urteilen, so der Gerichtssprecher und so blieb es am Ende - auch weil bei der Mutter eine Persönlichkeitsstörung festgestellt worden sei - beim Urteil wegen schwerer Misshandlung von Schutzbefohlenen. 

Thema "Gericht" im Lokalkompass:
Prozess-Auftakt: Baby lag tot auf der Couch

Autor:

Daniel Magalski aus Lünen

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