Jedes Jahr aufs Neue
Der Eichenprozessionsspinner treibt sein Unwesen

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Hautjucken, Ausschlag, Reizung der Atemwege, diese und andere Beschwerden können Folgen des Kontaktes mit den Haaren einer kleinen Raupe sein, der Brut des Eichenprozessionsspinners (EPS). Der milde Verlauf des Winters 2021/22 ließ vermuten, dass der Befall der Bäume in diesem Jahr ein ungewöhnlich hohes Ausmaß annehmen könnte.

Doch das scheint nicht der Fall zu sein. Zwar habe es in diesem Jahr in Emmerich einen erhöhten Befall gegeben. „Aber das“, so Tim Terhorst von der Stadt Emmerich, „würde ich nicht auf den milden Winter zurückführen. Es gibt immer mal wieder Jahre, in denen der Befall größer ist, während er in anderen geringer ausfällt“. „In Dinslaken“, so Pressesprecher Marcel Sturm, Leiter der dortigen Pressestelle, „ist die Population des Eichenprozessionsspinners gegenüber den vorherigen Jahren deutlich geringer ausgefallen“. Ergänzend macht er auf die Unberechenbarkeit der Raupe aufmerksam. „Die Populationsdynamik des EPS ist abhängig von abiotischen Faktoren, wie Temperatur, Luftfeuchte, Niederschlag aber auch von biotischen Faktoren, wie Parasiten, Räubern, Krankheiten und nicht zuletzt dem Nahrungsangebot“, erklärt Sturm. Deshalb sei er in seinem gesamten Areal für die Unvorhersehbarkeit seiner Vermehrung bekannt, was eine Prognose unmöglich mache.
Auch in Voerde, wie Miriam Gruschka aus dem Rathaus der Stadt versichert, sei der Befall wesentlich geringer ausgefallen. Hier habe es von Mai bis Juni insgesamt 20 Einsätze gegen die Raupe gegeben, bei der rund 220 Nester beseitigt worden seien. Im Jahr zuvor habe die Zahl der Einsätze bei 49 gelegen. Dabei habe man etwa 1200 Nester entfernt. Vorbeugend behandele man hier keinen Baum und chemische Mittel nutze man auch nicht, um die Nester zu entfernen, so Gruschka. „Bei Befall saugen wir die Nester ab“. Das ist nicht in allen Kommunen so. Die meisten behandeln ihren Eichenbestand im Frühjahr präventiv mit dem „Bacillus thuringiensis“ (BT), einem biologischen Bakterium, das ausschließlich gegen bestimmte Schmetterlingslarven wie den EPS wirkt und so andere Tiere nicht gefährdet.

NABU sieht Verwendung des Bakteriums kritisch

Der NABU des Kreises Kleve sieht die Verwendung des Bakteriums allerdings kritisch. „Obwohl es als biologisches Präparat gewisse Vorteile hat, ist es doch für fast alle Insekten giftig, die diese Bakterien fressen. Dazu gehören insbesondere alle auf den benebelten Eichen lebenden Schmetterlingsraupen. Diese sind aber wiederum die wichtigste Nahrungsgrundlage für die Singvogel-Küken“, so Dietrich Cerff, Geschäftsführer der NABU Station Niederrhein. Er empfehle, statt des Einsatzes von Bacillus thuringiensis (Bt) einen Strauß verschiedener Methoden, um die natürlichen Gegenspieler des Eichenprozessionsspinners zu stärken. Welche das sind, könne man unter https://www.nabu-kleve.de/veroeffentlichungen/nikk/, dem NABU Mitgliederheft, Ausgabe 2. Halbjahr 2021 nachlesen.
In der Kreisstadt Wesel ist der Betrieb für kommunale Dienstleistungen der Stadt Wesel (ASG) für den Eichenprozessionsspinner zuständig. Hier versucht man es seit diesem Jahr mit einer importierten Methode, indem man die Bäume vorsorglich mit einem Schaffell umwickelt. Ob dies von Erfolg gekrönt sein wird, könne man allerdings noch nicht sagen, denn dazu müsse man mehrere Jahre auswerten. Ebenso importiert ist die Methode, Nistkästen für Meisen zu installieren, die sich von den Raupen ernähren. Diese Methode wird seit einigen Jahren bei unseren niederländischen Nachbarn angewandt und scheint erfolgversprechend zu sein. Allerdings kann auch hier der Erfolg erst nach mehreren Jahren beurteilt werden.
Eines haben alle Kommunen gemeinsam, sie warnen davor, mit den fast unsichtbaren Haaren der Raupe in Berührung zu kommen und sich vom Frühjahr bis zum Sommer zu nah bei Eichen aufzuhalten, denn „auch behandelte Bäume können befallen werden“, so Marcel Sturm. Der abnehmende Befall scheint, bis auf wenige Ausnahmen, im Trend zu liegen, denn unsere Lokalkompass Aktion mit der hierfür eingerichteten Meldeecke konnte lediglich ein sehr geringes Echo verzeichnen.
Wer mehr über den Umgang mit dem EPS auch im privaten Bereich wissen möchte, kann sich über die jeweilige Webseite seiner Kommune informieren. In vielen Orten gibt es auch entsprechende Flyer.
Randolf Vastmans

Ganz nah dran  | Foto: Lokalkompass
Autor:

Randolf Vastmans aus Xanten

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