Rapider Anstieg der Schülerzahlen – Kein ausreichender Schulraum vorhanden
Duisburgs Schulen platzen aus allen Nähten

Tanja Junkers (l.) und Ilka Heipcke: „Die Weichen für die Zukunft werden jetzt gestellt. Die bestmögliche Bildung von Kindern und Jugendlichen muss im Zentrum stehen. Ohne den Bau zahlreicher neuer Schulen hat Bildung in Duisburg keine Zukunft.“
Foto: Reiner Terhorst
  • Tanja Junkers (l.) und Ilka Heipcke: „Die Weichen für die Zukunft werden jetzt gestellt. Die bestmögliche Bildung von Kindern und Jugendlichen muss im Zentrum stehen. Ohne den Bau zahlreicher neuer Schulen hat Bildung in Duisburg keine Zukunft.“
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Schon vor den Sommerferien hatten die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW), die Schulleitungen der Duisburger Schulen und die Elternschaft Duisburger Schulen (EDUS) auf den bevorstehenden Lehrermangel in unserer Stadt hingewiesen. Jetzt legen sie noch einen drauf: „Ohne den Bau zahlreicher neuer Schulen hat Bildung in Duisburg keine Zukunft.“

Der Lehrermangel sei noch schlimmer ausgefallen als befürchtet. Der Raummangel an Duisburger Schulen steuere ebenfalls auf eine „hausgemachte Bildungskatastrophe zu“, sind sich Tanja Junkers (GEW), Ilka Heipcke (EDUS) und Schulleiter-Sprecher Ernst Wardemann sicher. Daher haben sich die drei Organisationen jetzt zum Bündnis „Gute Schulen neu bauen!“ zusammengeschlossen.

Die Geburtenzahlen in Duisburg steigen rapide an. 2012 wurden 4.052 Kinder in Duisburg geboren, 2017 waren es schon 5.021. Tausend Kinder mehr in nur fünf Jahren bedeutet eine Steigerung um 25 Prozent. Der Trend setze sich fort. Und diese Kinder werden nun und in den kommenden Jahren nach und nach schulpflichtig. Sie kommen zunächst in die Grundschulen und gehen von dort auf die weiterführenden Schulen. Dabei, so betont Tanja Junkers, Duisburgs GEW-Chefin, bei einem Informationsgespräch, „sind die Zahlen der zugewanderten Kinder noch gar nicht eingerechnet.

Den Trend nicht erkannt

So sei bereits heute deutlich absehbar, dass die Kapazitäten an den Duisburger Schulen bei weitem nicht ausreichen, um all' diesen Kindern einen Schulplatz anzubieten. Von einem Mädchen mit Migrationshintergrund wird erzählt, das täglich an ihrer alten Grundschule auf- und ab spaziert, weil sie keinen Platz an einer weiterführenden Schule bekommen habe.

Ernst Wardemann blickt, weil er die Zukunft meistern will, kurz in die Vergangenheit: „Die Stadt Duisburg hat in den letzten Jahren zahlreiche Schulen geschlossen, da mit einem Schülerrückgang gerechnet wurde. Seit mindestens drei Jahren ist absehbar, dass der Trend gegenläufig ist und die Schülerzahlen steigen.“

Aktuell, so das Bündnis, reagiere die Stadt Duisburg mit immer größeren Klassen in stark veralteten Gebäuden, der Aufstellung von Containern an Schulen, der Gründung von Dependancen durch Wiederinbetriebnahme stillgelegter Schulgebäude, der Doppelnutzung von Räumen für Unterricht und Betreuung sowie der Erhöhung der Zügigkeit. So gebe es inzwischen bis zu fünfzzügige Grundschulen und siebenzügige Gesamtschulen.

Pädagogisch fragwürdig?

Zudem, so berichten Junkers, Heipcke und Wardemann, konnte eine Beschulung an vielen Standorten nur durch eine deutliche Erhöhung der Klassenfrequenzen über den vom Land vorgegebenen Klassenfrequenzrichtwert sichergestellt werden. Ihr Fazit: „All' diese Maßnahmen sind pädagogisch fragwürdig. Sie sind im wahrsten Sinne des Wortes eine billige Lösung.“

Gute zukunftsfähige Schulen seien kleine Schulen, an Grundschulen in der Regel bis maximal drei Züge, an weiterführenden Schulen bis maximal sechs Züge. Die meisten Duisburger Schulen seien für die pädagogischen Bedürfnisse des vergangenen Jahrhunderts gebaut und würden heutigen Anforderungen nicht gerecht. Notwendig wäre deshalb der Bau neuer Schulen, denn 1.000 Kinder mehr bedeuten 40 Züge mehr. „Deshalb“, so Elternsprecherin Ilka Heipcke, brauchen wir in Duisburg zehn bis 20 neue Grundschulen und sechs bis zehn neue Schulen im Sekundar-I-Bereich.

Tropfen auf den heißen Stein

Besonders prekär sei die Situation im Duisburger Norden, katastrophal sogar in und um Marxloh. Die geplante neue Gesamtschule in und an der früheren Anne-Frank-Schule im Röttgersbach sei da nur ein Tropfen auf den heißen Stein. Tanja Junkers appelliert an Stadt und Land: „Benötigt werden städtische Konzepte für eine qualitative Schulentwicklung, die den Neubau von Grund- und weiterführenden Schulen in die Planung und Umsetzung aufnimmt und dies mit entsprechenden Finanzmitteln des Landes absichert.“

Am 16. September tagt der städtische Schulausschuss. Die Sprecher des neuen „Schulbau-Bündnisses“ hoffen, dass ihr Forderungen dort Eingang in die Beratungen findet.

Autor:

Reiner Terhorst aus Duisburg

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