Einblick in die häusliche Pflege – Mit Pflegerin Rebekka Flor auf Tour
Viel Freude beim „Dienst am Menschen“

Rebekka Flor ist auch im Aufzug "im Dienst". In ihrem Smartphone sind die Tageseinsätze minutiös aufgelistet, so dass nichts vergessen werden kann.               Fotos: Reiner Terhorst
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  • Rebekka Flor ist auch im Aufzug "im Dienst". In ihrem Smartphone sind die Tageseinsätze minutiös aufgelistet, so dass nichts vergessen werden kann. Fotos: Reiner Terhorst
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„Rebekka ist unser Allroundtalent.“ Benjamin Etzrodt, Pflegedienstleiter der Pflegeunion Duisburg, lacht laut. Die Stimmung ist locker und entspannt, obwohl es gerade mal 6.30 Uhr ist. Gleich begibt sich die medizinische Fachangestellte Rebekka Flor (37) auf den Weg zu ihren heutigen Kunden und Patienten. Der Wochen-Anzeiger begleitet sie.

Seit gut zweieinhalb Jahren ist sie im Dienst der Pflegeunion. Knapp 15 Pflege- und Unterstützungsbedürftige stehen täglich auf ihrer Liste. „Es macht richtig Spaß, mit den Menschen ins Gespräch zu kommen. Für einige von ihnen bin ich an bestimmten Tagen sogar die einzige Kontaktperson.“ Und da gibt es halt neben dem Anlegen von Kompressionsstrümpfen, dem Blutdruckmessen, der Verabreichung von Medikamenten oder dem Duschen auch den einen oder anderen sehr persönlichen Satz.

Rebekka Flor hat nach ihrer Ausbildung bei einem Facharzt in der Orthopädie und in der Hand- und Gefäßchirurgie gearbeitet. Als sie das Angebot erhielt, in der ambulanten Pflege tätig zu werden, hat sie nicht lange gezögert. Stichworte wie „abwechlunsgreich, menschennah, persönlich“ fallen. „Wissen Sie, ich mach ja auch Hauswirtschaft“, sprudelt es aus der verheirateten Mutter von zwei Kindern hervor. Lachend egänzt sie: „Halt alles, was ich zuhause auch mache. Nur hier werde ich dafür bezahlt.“

Die Menschen in
den Arm nehmen

Sie putzt Wohnungen und Fenster, macht die Wäsche, bringt Müll raus, spült das Geschirr und geht einkaufen. Manchmal nimmt sie die ihr Anvertrauten an die Hand, manchmal wird der Einkaufszettel durchgesprochen und Rebekka zieht alleine los. Und stets findet sie Zeit für ein persönliches Gespräch oder ein fürsorgliches Drücken. „Ich nehme Menschen nicht auf den Arm, ich nehme sie in den Arm.“

Nicht immer beginnt ihr Dienst so früh wie heute. Das richte sich auch danach, was bei ihren Kunden anliegt. „Wenn jemand einen frühen Arzttermin hat, müssen die Kompressionsstrümpfe eben früher angezogen werden.“ An Wochenenden arbeitet sie kaum. Dann kommen Ehemann Stefan, Sohn Aaron (5) und Tochter Paula (11) zu ihrem Recht. „Aber wenn Not am Mann ist, springe ich da schon mal ein“, sagt sie, „denn wir haben ein tolles Betriebsklima.“

Es geht auch
ohne Aufzug

Wir sind bei Ingeborg Röding (77) angekommen, die im dritten Stock wohnt. Bevor wir den Aufzug nehmen, schließt Rebekka im Flur noch den Briefkasten auf, nimmt Post und Zeitungen heraus. Im Aufzug sagte sie: „Den nehme ich nur heute, sonst laufe ich immer. Egal, in welches Stockwerk.“ Sie lacht wieder: „Wenn ich oben angekommen, sage ich erst mal nichts, weil ich außer Atem bin.“ Schnell schaut sie noch auf ihr Smartphone. Dort ist ihr Arbeitsplan minutiös festgelegt. „Gleich muss ich die Medikamente für die Woche zusammenstellen und kontrollieren., ob ich was nachbestellen muss.“ Ja, muss sie, wie sich später herausstellt.

Bei Melanie Schade (81) werden Blutdruck gemessen, die Tabletten gereicht und der Termin fürs nächste Duschen vereinbart. Mahnende Worte gibt es von der Pflegekraft auch: „Nicht vergessen, immer viel trinken. Das ist wichtig.“ Die ältere Dame nickt schmunzelnd: „Wird gemacht, Chefin.“ Dann erzählt sie, dass sie früher jeden Tag unterwegs war, was aber heute nicht mehr geht. Aber Melanie Schade hat schon den 1. September im Blick, wenn ihre evangelische Kirchengemeinde rund um die Gnadenkirche ein großes Sommerfest feiert. „Kommen Sie doch auch mal auf einen Kaffee und ein Stück Kuchen hin“. Wieder „menschelt“ es, wieder hat der „Pflegebesuch“ eine ganz persönliche, vertraute Note.

Das merkt man auch bei Hildegard Leimeroth, die im Oktober ihren 85. Geburtstag feiert. Sie erzählt vom gestrigen Besuch ihrer Enkelin und dass nachher die Tochter kommt, um die Wohnung zu machen. Bevor Rebekka Flor ihr die Kompressionsstrümpfe anlegt, fragt die Seniorin: „Wie geht’s eigentlich ihrem Aaron? Bringen Sie den Kleinen doch mal wieder mit.“ Das geht natürlich nicht immer, aber mal war Aaron mit bei Hildgeard Leimeroth, die ihn einfach nur mal sehen und ein bisschen mit ihm klönen wollte.

Pflegeberuf
immer wichtiger

Die medizinische Fachangestellte schaut auf ihr Smartphone, gibt Kurzberichte ein und sagt: „Jetzt müssen wir noch mal kurz ins Büro, ich muss die Wohnungsschlüssel für die Spätschicht in den Schlüsselkasten packen, Medikamente bestellen, und dann muss ich Einkäufe für unsere Kunden tätigen.“ Rebekka Flor wirkt immer noch entspannt und bestens gelaunt.

Sie geht in ihrem Beruf auf. „Und der wird immer wichtiger“, betont Dr. Carsten Vier, Inhaber der Pflegeunion: „Wenn man bedenkt, dass es in Deutschland schon an die vier Millionen Menschen mit Pflegebedarf gibt, weiß man, dass mobile Pflegedienste gefragter denn je sind.“ Kein Wunder, dass mehr Pflegekräfte gebraucht werden. Rebekka Flor ist eine, die richtig Freude bei ihrem „Dienst am Menschen“ hat.

Autor:

Reiner Terhorst aus Duisburg

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