Essen hat genug Krankenhäuser?
Bürgerreporter-Meinung: Essen hat genug von Jens Spahn!

Protestkundgebung für allseitige, wohnortnahe Gesundheitsversorgung im Essener Norden am 11. September 2021.
  • Protestkundgebung für allseitige, wohnortnahe Gesundheitsversorgung im Essener Norden am 11. September 2021.
  • hochgeladen von Bodo Urbat (Essen steht AUF)

Bei seinem Besuch am Uni-Klinikum demonstrierte Gesundheitsminister Spahn wieder einmal sein profitorientiertes und geradezu zynisches Verständnis von „Gesundheitspolitik“. Im Bericht der NRZ vom 18.9. wird Spahn mit den Worten zitiert: „Mein Eindruck ist nicht, dass wir im Ruhrgebiet zu wenige Krankenhäuser hätten“, sowie „Ich kann mit Ihnen nach Vorpommern fahren, da fahren Sie 50 Minuten zum nächsten Klinikum.“

Völlig zu Recht griff Alexandra Willer, Personalratsvorsitzende am Uni-Klinikum, diese Politik an: „Sie schließen gerade aus Profitinteresse mitten in der Pandemie 80 Krankenhäuser, erzählen Sie doch nicht: Das Geld ist da.“ Sie sprach insbesondere die Schließungen des Vincenz-Krankenhaus Stoppenberg und des Marienhospitals im Essener Norden an.

Spahn versucht schon seit langem, diese berechtigte Kritik mit fadenscheinigen Begründungen zu entkräften. So etwa, als er auf eine Anfrage des Linken-Bundestagsabgeordneten Andrej Hunko seinen Staatssekretär antworten ließ, man habe „keine Kenntnis über die Schließung von Kliniken im Pandemiejahr 2020“. Besonders dreist ist auch seine Behauptung bei einer Podiumsdiskussion im Sauerland am 20. Juli 2020: „Es geht nicht ums plumpe Schließen. […] Wenn wir über zu viele Krankenhäuser sprechen, meinen wir den städtischen Ballungsraum. Nicht die Versorgung in der Fläche.“

Dass er ausgerechnet Mecklenburg-Vorpommern als Beispiel für seine Vorstellung von „Versorgung in der Fläche“ benutzt, disqualifiziert ihn vollends. Ich erinnerte mich, dass ich vor über einem Jahr eine Petition unterschrieben habe, mit der gegen die Schließung der Kinderklinik in Parchim (Mecklenburg-Vorpommern) protestiert wurde. Seit 2019 kämpfen mehrere Bürgerinitiativen in ländlichen Gebieten von Mecklenburg-Vorpommern (konkret in Parchim, Crivitz, Bergen auf Rügen und Wolgast) auch noch nach der Schließung von Kinderkliniken und Geburtsstationen weiter auf der Straße für eine flächendeckende Versorgung, weil sie es eben nicht akzeptieren, 50 Minuten bis zur nächsten Entbindungsstation zu fahren.

Bei seinem Besuch am Uni-Klinikum verstieg sich Spahn zu der heuchlerischen Behauptung: „Ich möchte keine Krankenhäuser, in denen zehn Frühchen pro Jahr geboren werden. Das ist Körperverletzung, nämlich für die Frühchen.“  Wenn etwas auf Körperverletzung hinausläuft, dann diese „Gesundheitspolitik“, die v.a. von der noch amtierenden Bundesregierung und insbesondere auch von der CDU/FDP-Landesregierung in NRW, also von Laschet und Laumann, betrieben wird.

Am wichtigsten und wirkungsvollsten bleibt der Protest auf der Straße, wie er von Bürgern im Essener Norden gemeinsam mit dem Internationalistischen Bündnis seit fast zwei Jahren organisiert wird. Erst am 13.9. gab es eine weitere erfolgreiche Protestaktion, bei der Bürger gerne das offene Mikrofon nutzten, um deutlich zu machen: Wir protestieren solange weiter, bis eine allseitige, wohnortnahe Gesundheitsversorgung im Essener Norden wiederhergestellt ist, insbesondere eine Geburtsstation.

Die Petition der Parchimer Bürgerinitiative kann hier unterzeichnet werden:
Petition für den Erhalt der Parchimer Kinderklinik

Gerade lese ich, dass die Bürgerinitiative einen wichtigen Erfolg errungen hat und die Kinderklinik im September/Oktober wieder eröffnet wird. Genaueres demnächst.

Autor:

Bodo Urbat (Essen steht AUF) aus Essen-Nord

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