Schule in Angst: Erschreckende Zustände an der Katholischen Hauptschule Katernberg

Der Hintereingang zur Schule: Hier wurde bereits eingebrochen, Graffitis und Vermüllungen muss die Stadt regelmäßig entfernen. Fotos: Müller
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Aus der Wand gerissene Rohre, Übergriffe auf jüngere Schüler und Lehrer, die aus Furcht ihre Klassen abschließen: Was sich liest wie eine Horror-Geschichte, ist offenbar Alltag an der Zweigstelle der Katholischen Hauptschule Katernberg. Seit einigen Jahren werden hier auch die Kinder der Zollvereinschule unterrichtet – und gerade die Grundschüler leiden unter den unvorstellbaren Verhältnissen.

„Es ist erschreckend, was da passiert“, berichten Mitglieder der Schulpflegschaft der Zollvereinschule. „Die Kinder haben Angst, alleine in den Räumen zu bleiben.“ Seit einigen Jahren werden Klassen der Stufe drei und vier der Zollvereinschule an der Zweigstelle der Katholischen Hauptschule Katernberg am Distelbeckhof unterrichtet, inzwischen gibt es dort zusätzlich drei Gruppen des Offenen Ganztags – doch das Verhältnis zwischen den Schulen ist angespannt.
„Die Hauptschule ist sehr unkooperativ“, sagt man bei der Grundschulpflegschaft. Nicht nur würden die Klassen auseinandergerissen und auf verschiedene Etagen verteilt, gleichzeitig pferche man die Schüler im Offenen Ganztag in riesigen Gruppen zusammen. Völlig ohne Grund, denn viele Räume stünden leer.
Es gibt noch andere Reibungspunkte: Während Eltern der Zollvereinschule eine Pausenaufsicht fordern, damit ihre Kinder nicht mit den viel älteren Jugendlichen zusammenstoßen, sähe sich die Hauptschule nicht in der Pflicht. Dabei sei klar: Der Bedarf bestehe.

Übergriffe auf Lehrer

Es häuften sich besorgniserregende Ereignisse: Von Vorfällen auf den Fluren über körperliche Gewalt gegenüber Aufsichtspersonen bis hin zu Situationen, in denen Lehrer sich nicht anders zu helfen wissen, als sich mit der Klasse einzuschließen wird berichtet. Nicht einen Moment möchten die Kinder alleine sein: „Wenn eine Erzieherin einmal auf die Toilette möchte, bringt sie die Schüler in andere Klassen“, wissen die Pflegschafts-Mitglieder. „Das ist keine schöne Atmosphäre.“
Es geht noch drastischer: Erst vor Kurzem wurde die Jungen-Toilette zerlegt, die Schüsseln zerschlagen, sogar Rohre aus den Wänden gerissen: „Es war eine totale Verwüstung“, bestätigt der Elternrat. Von Seiten der Hauptschule Katernberg fiel der Verdacht sofort auf die Grundschüler, bis heute wurde der wirkliche Schuldige aber wohl nicht gefunden. Auffällig ist, dass die sanitären Anlagen während der Schulzeit verwüstet wurden und in dieser Zeit nur mit einem Schlüssel betreten werden können. „Die Schultoilette ist immer noch nicht repariert, die Jungen müssen weiter aufs Mädchenklo“, berichtet die Schulpflegschaft. Die Attacken auf das Schuleigentum seien keine Seltenheit. So sei bei einem Einbruch das Kakaogeld der Klassen entwendet worden, zerlegten die Täter bei einem anderen die Einrichtung und zogen dann ab. Bisher hat sich die Pflegschaft nicht an das Schulverwaltungsamt gewandt, aus Sorge, dass ihr Wunsch nach einer vierten Ganztags-Gruppe abgelehnt wird.

Parties auf dem Schuldach

Auch nach Schulbetrieb scheint am Distelbeckhof keine Ruhe einzukehren. „Eine brandneue Blitzschutzanlage wurde vom Dach runter getreten, Türen sind kaputtgegangen und Klassenräume wurden verwüstet“, erzählt Wilhelm Bock, 1. stellvertretender Bezirksbürgermeister im Bezirk VI Zollverein (CDU). Graffiti, Einbrüche und Parties – wie laute Musik und Gegröle bezeugen – seien hier an der Tagesordnung. „Die waren sogar auf dem Dach der Turnhalle“, erinnert sich Bock. „Die Anwohner haben häufig die Polizei gerufen, die einige der Versammlungen aufgelöst hat.“ Das geht ins Geld, weiß der stellvertretende Bezirksbürgermeister: „Das Schäbige ist ja: Immer wieder müssen die Schäden behoben werden.“ Und die Reparaturen zahlt die Stadt Essen.
Ein Problem ist, dass eines von zwei Toren zur Zweigstelle rund um die Uhr geöffnet ist. Bis 19 Uhr dürfen hier Kinder die Spielgeräte nutzen, danach soll sich niemand auf dem Gelände aufhalten. Wilhelm Bock fordert deshalb, das Tor in Zukunft abends abzuschließen: „Immerhin wäre es dann Hausfriedensbruch!“ Die Bezirksvertretung hat eine entsprechende Anfrage eingereicht. Die Stadt Essen bestätigt, dass es mehrere Einbrüche gab, merkt aber zugleich an, dass diese sich niemals mit 100-prozentiger Sicherheit verhindern ließen.
Das Tor abzuschließen wäre ein Anfang, um wenigstens der Probleme außerhalb der Schulzeit Herr zu werden.

Autor:

Alexander Müller aus Essen-Borbeck

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