HEIMWEH OHNE WARTESCHLANGE. GELSENKIRCHENER MUSEUM ERINNERT AN OSTPREUßEN

Ganz so kopflos ist das Museum nicht: Allensteiner Trachten dokumentieren das historische Ostpreußen
  • Ganz so kopflos ist das Museum nicht: Allensteiner Trachten dokumentieren das historische Ostpreußen
  • hochgeladen von Dr. Michaela de Groot

Ein Stück ostpreußisches Allenstein mitten im Herzen der Stadt: das Obergeschoss des Dreikronenhauses nähe Rathaus liefert jede Menge Zeugnisse über Gelsenkirchens reichhaltige Zuwanderungsgeschichte.

Zwei Zuwanderungswellen aus Ostpreußen prägten das Ruhrgebiet: zur Jahrhundertwende 19./20.Jh. lockten attraktive Erwerbsmöglichkeiten mobile Menschen aus Allenstein und Umgebung ins aufstrebende Gelsenkirchen. In der Nazizeit wurde die polnische Bevölkerung in manchen ländlichen Gebieten grausam enteignet und die Höfe an deutsche Siedlerfamilien vergeben. Nach Kriegsende 1945 wurden dann Deutsche aus den Ostgebieten vertrieben, um im Ruhrgebiet eine neue Heimat zu finden. Heimweh und traumatische Fluchterfahrungen prägten eine Generation Vertriebener, deren Erzählungen an Kinder und Enkel weitergegeben wurde.

Seit 1953 pflegt die Stadt Gelsenkirchen eine Städtepartnerschaft mit dem polnischen Olsztyn (Allenstein). Das Museum wurde zum Symbol gelebter Ost-West-Beziehungen.

In ehrenamtlicher Trägerschaft (Verein "Treudank") schafft das Museum heute Anknüpfungspunkte für Familienforscher, die hier Kontakte, Fundstücke, Bücher oder Archivmaterialien finden, um mehr über die eigenen Vorfahren und das Verwandschaftsnetz zu erfahren. Auch Impulse für Urlaube im malerischen ehemaligen Ostpreußen können entstehen. So hat die vormals preußische Provinz neben einer Multikultibevölkerung mit litauischem, russischem, deutschem und polnischem Hintergrund eine atemberaubende Landschaft und Kultur anzubieten. Bereits ab dem 13.Jh. wanderten dort Deutsche ein, die kulturelle Spuren hinterlassen haben.

Auch Museumswart Thomas Nowack freut sich besonders über Besucher der Generation U50, gerade Jüngere haben einen unbeschwerteren Zugang zum interkulturellen Kontakt mit Polen.

In der Ausstellung rangiert Herzblut vor Wissenschaft. Allerlei "Hotspots" in Form von Fotos, Plakaten, Alltagsgegenständen und Kunstobjekten liefern Erzählanlässe quer durch die Generationen. Das Museum sichert Erinnern, Erzählen und Forschen, oft mit eigenem biografischem Background.

Zu finden ist es im Dreikronenhaus in Gelsenkirchen, Vattmannstraße 11. Öffnungszeiten: dienstags von 10.00-12.00 Uhr, der Eintritt ist frei!

Autor:

Dr. Michaela de Groot aus Bottrop

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