Wandern, Natur und Geschichte
Menschen(s)kinder!

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Wandern an sich ist schön und gut. Wandern, wo man auch noch etwas erleben oder lernen kann, ist noch viel besser! So machten wir uns heute auf die 6,5 km lange Erinnerungsroute 75 (jetzt schon 76!) Jahre Freiheit, die man in Zyfflich am Dorfplatz, an der Thornschen Mühle oder am Wyler Meer starten kann. 

Dramatische Wolkenspiele am Himmel tauchen die doch so friedliche Landschaft des unteren Niederrheins in interessante Lichtstimmungen. Der Frühling lässt noch auf sich warten und so stapfen wir warm eingepackt durch das windumtoste Land. Ab und zu begegnen wir deutschen Wanderern und niederländischen Fietsern, oder halt auch umgekehrt. Hier kann man wirklich noch vom kleinen Grenzverkehr reden. 

An einigen Wegpunkten, meist schön mit einer Bank daneben, finden wir die Tafeln, die uns über das Frontgeschehen Ende 1944, Anfang 1945 informieren. Eine Sperrzone, die u.a. auch durch Zyfflich führt. Menschen, die evakuiert und vertrieben werden, die all ihr Hab und Gut zurücklassen müssen. Deiche, die von der Wehrmacht in den letzten Kriegsmonaten gesprengt werden, um den Vormarsche der Alliierten zu verlangsamen.

Und wer muss darunter leiden? Natürlich die Bevölkerung. Nun stehen auch die Dörfer und Städte von Kranenburg bis hin nach Kalkar auf deutscher Seite unter Wasser. Die Operationen Market Garden (Schlacht um Arnheim) und Veritable liefern sich schwere Kämpfe in der Niederung. Die Pfarrkirche von Zyfflich wird dabei fast vollständig zerstört. Ja, Corona ist schlimm. Aber ganz ehrlich weiß ich nicht, ob ich mit unserer Eltern- bzw. Großeltern-Generation tauschen möchte.

Ein seltsamer Gedanke - unsere Vorfahren, die Flüchtlingsgeneration... Daher ist es für mich auch schwierig nachzuvollziehen, warum den Flüchtlingen in der heutigen Zeit soviel Hass entgegenschlägt. Würden wir uns nicht für unsere Eltern / Großeltern gefreut haben, wenn sie irgendwo freundlich auf- und angenommen worden wären? Umso schöner war es zu lesen, dass Niederländer und Deutsche bald daran gingen, vieles wieder aufzubauen.

Als Erinnerung an die Not aller Flüchtlinge, damals wie auch heute, wurden an der Grenze zwischen Deutschland und den Niederlanden die ausdrucksstarken "Menschenkinder" der Künstlerin mit niederrheinischen Wurzeln, Anne Thoss, installiert. Die Einweihungsfeier der Route der Freiheit war eigentlich für das vergangene Jahr geplant, aber schon da machte Corona den Verantwortlichen einen Strich durch die Rechnung.

Autor:

Christiane Bienemann aus Kleve

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