Forensik-Pläne machen die Lüner wütend

Bürgermeister Hans Wilhelm Stodollick ist beim Termin an der Victoria-Brache umringt von wütenden Menschen. | Foto: Magalski
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Forensik - nicht mit uns! Das ist nicht nur ein Satz, das ist eine Kampfansage. Wütende Bürger machten bei einem Ortstermin zur geplanten Forensik ihrem Ärger Luft. Und kündigten Widerstand an.

Ein Skandal, Sauerei und andere Wörter, die man so nicht schreiben kann, waren da zu hören, als rund 300 Menschen sich versammelten. "Triebtäter nach Sibirien" forderte einer auf einem eiligst gebastelten Schild. Ein anderer orakelte: "Die Barbara-Siedlung wird verkauft." Die Emotionen kochen hoch, seit am Dienstag bekannt wurde, dass das Gesundheitsministerium Nordrhein-Westfalen Lünen neben vier anderen Städten als Standort für eine neue Forensik, also eine Klinik für psychisch kranke und suchtkranke Straftäter, vorgesehen hat. Auf dem Gelände der ehemaligen Zeche Victoria I / II soll gebaut werden. Besonders in der Barbara-Siedlung, die direkt am Rand der Zechenbrache liegt, beherrschen seitdem Angst, Wut und Frust die Stimmung.

Gespräch mit dem Bürgermeister

Die Stadtverwaltung mit Bürgermeister Hans Wilhelm Stodollick suchte am Morgen das Gespräch bei einem Treffen mit den Anwohnern. Immer wieder musste Stodollick dabei auch auf die Frage antworten, warum die Stadt die Victoriabrache denn als Standort für eine Forensik vorgeschlagen habe. Damit spielten die Bürger auf ein Schreiben aus dem Gesundheitsministerium an, das 2011 alle Kommunen in Nordrhein-Westfalen zu möglichen Standorten für eine Klinik befragt hatte. Bürgermeister Hans Wilhlem Stodollick erklärte dazu: Man habe von Anfang an dargelegt, warum eben diese Fläche nicht als Standort geeignet sei, brachte als Argumente vermutete Altlasten auf dem Gelände sowie die Nähe zur Wohnbebauung. Doch nun scheint es so, als seien diese Argumente im Gesundheitsministerium in Düsseldorf nicht gehört worden.

Siedler wollen sich wehren

Ilona Kohlmann steht mit anderen Siedlern zusammen. Sie ist fassungslos, dass die Forensik direkt vor der Haustür gebaut werden soll: "Wir haben hier drei Kindergärten und drei Schulen in der Nähe. Dann müssen wir ja bald Angst haben auf die Straße zu gehen." Mit "Schweiß und Blut" hätten die Männer auf der Zeche die Häuser in der Kolonie erarbeitet - und jetzt das.
Bürgermeister Stodollick machte noch einmal deutlich: "Wir sind in einer schwierigen Situation." Aktuell lasse die Stadt prüfen, ob es rechtliche Möglichkeiten gebe, um die Forensik zu verhindern. Dieter Mendrina, der Vorsitzende der Siedlergemeinschaft der Barbara-Siedlung, kündigte am Mittwochmorgen ebenfalls an, dass man sich wehren werde. "Wenn es sein muss mit rechtlichen Mitteln." Schnell hatte Mendrina vor dem Ortstermin noch gelbe Aufkleber gedruckt, die er an die Anwohner verteilte. "Forensik - nicht mit uns" war darauf zu lesen. Am Wochenende soll es ein Treffen mit verschiedenen Vereinen im Grubenwehrhaus geben, Auch wolle man Kontakt zur ehemaligen Bürgerinitiative in Werne-Langern aufnehmen. Hier hatten sich Bürger vor zwölf Jahren gegen eine geplante Forensik gewehrt - mit Erfolg. Und aufgeben will man in Lünen noch lange nicht, da ist sich ein Anwohner sicher: "Jetzt geht es erst richtig los."

Am 30. Oktober wird es um 18 Uhr eine Bürgerversammlung im Hansesaal geben. NRW-Gesundheitsministerin Barbara Steffens kommt dafür mit dem und Forensik-Beauftragten des Landes, Uwe Dönisch-Seidel, nach Lünen. Schon vier Tage vorher, am 26. Oktober, will die CDU eine Bürgerinitiative gegen die Forensik gründen. Die Treffen soll um 11 Uhr im Rathaus oder auf dem Marktplatz stattfinden.

Mehr zum Thema:
>Stadt will sich gegen Forensik wehren
>Lünen ist Standort für neue Forensik
>Forensik eine Gefahr für Standort Lünen?
>Straftäter-Klinik könnte hier gebaut werden

Autor:

Daniel Magalski aus Lünen

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