Historischer Moment im Kampf gegen Corona
Impfstart in Mülheim

Die ersten Impfdosen kamen im Seniorenstift St. Christophorus zum Einsatz. 
Foto: Thomas Nienhaus
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  • Die ersten Impfdosen kamen im Seniorenstift St. Christophorus zum Einsatz.
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Historischer Moment am Sonntagmorgen. Ein Mini-LKW rollt vor, an Bord den sehr empfindlichen Covid19-Impfstoff, der bei minus 70 Grad gelagert werden muss. Er wird auf Zimmertemperatur erwärmt und mit Kochsalzlösung verdünnt. Jetzt kann das Impfen auch in Mülheim beginnen.

Zwei mobile Impfteams besuchen das Hildegardishaus und das Seniorenstift St. Christophorus. Im Herzen von Broich bietet die Einrichtung 56 Senioren ein Zuhause. Bewohnerin Helga Schneider und ihr Gatte Heinrich sind die ersten Mülheimer, die gegen das Coronavirus geimpft werden. Die 91-Jährige kommentiert eher lakonisch: „Man hat ja gar nichts gespürt.“

Martin Cwik ist Pflegedienstleiter im Seniorenstift St. Christophorus und zeigt sich zufrieden damit, dass die Impfungen nun endlich anlaufen können. Die Vorbereitung darauf sei viel Arbeit gewesen, erklärt Cwik: „Wir mussten die Impfung vorbereiten, aber auch die Testung neu organisieren.“

Eingespieltes Team

Als ständiges Mitglied im Krisenstab übernimmt Dr. Stephan von Lackum die ersten Impfungen. Der Vorsitzende der Mülheimer Kassenärztlichen Vereinigung kann sich auf ein eingespieltes Team verlassen. Ehefrau Petra und Angestellte Melissa Itmec stehen ihm zur Seite und bereiten die Impfdosen vor. Als zweiter Impfarzt unterstützt Dr. Peter Becker. Der pensionierte Arzt freut sich, helfen zu können: „Wir haben schon früher vertrauensvoll zusammengearbeitet.“ So ein großes Team ist auch nötig, die eigentliche Impfung selbst ist nämlich nur der kleinste Teil.

Als Leiter des städtischen Krisenstabes macht sich Stadtdirektor Frank Steinfort ein Bild vom ersehnten Auftakt: „Ich freue mich sehr über den Beginn der Impfungen.“ Für ihn sei das ein wesentlicher Schritt in der Bekämpfung der Pandemie, nun sehe er Licht am Ende des Tunnels: „Wir sind startklar. In den nächsten Tagen wird weiterer Impfstoff zur Verfügung stehen, den wir sofort verimpfen können.“ Der Krisenstab beobachte die Entwicklung täglich und tage regelmäßig, um gemeinsam die aktuelle Lage zu analysieren.

In Geduld üben

Bei der ersten Auslieferung des Impfstoffs der Mainzer Firma Biontech und des US-Pharmariesen Pfizer hatte jeder Kreis und jede kreisfreie Stadt in Nordrhein-Westfalen gleich viele Dosen erhalten, nämlich 180. Wie viele Impfdosen kann Mülheim zukünftig erwarten? Ab wann werden Impftermine verteilt? Muss ich mich melden oder kommt man auf mich zu? Dr. Stephan von Lackum hat eine große Bitte an die Mülheimer: „Üben Sie sich in Geduld. Nicht alle können zeitgleich geimpft werden. Die Altenheime sind besonders betroffen und müssen geschützt werden.“

Erst einmal werden die Bewohner der stationären Einrichtungen und die dort Tätigen durch drei mobile Teams aufgesucht und geimpft. Es handelt sich um 18 vollstationäre Pflegeeinrichtungen, neun Behindertenheime sowie 25 Wohngemeinschaften für Beatmungspatienten, Menschen mit Demenzerkrankungen und behinderte Menschen. Die Reihenfolge wird ausgewählt von Gesundheitsamt und Kassenärztlicher Vereinigung. Zunächst sind die Einrichtungen an der Reihe, die aktuell keine Quarantänen haben.

Weitere Lieferungen

Mülheim wird am 30. Dezember eine Lieferung mit 740 Impfdosen erhalten. In folgenden Einrichtungen soll dann geimpft werden: Wohn- und Pflegezentrum Mülheim (ehemals Bonifatius), Alloheim Seniorenresidenz im Stadtquartier Schlosstraße, Haus auf dem Bruch, Seniorenstift Franziskushaus und Haus Kuhlendahl. In den nächsten Wochen werden entsprechende Lieferungen folgen.

Man hofft, die Impfungen in den Einrichtungen Ende Januar abschließen zu können. Nach Abschluss dieser ersten Impf-Reihe sollen die anderen Mülheimer an die Reihe kommen, dann im Impfzentrum an der Wissoll-Straße 5 auf dem ehemaligen Tengelmann-Areal. Höchste Priorität hat die Generation Ü80, die nicht in einer Pflegeeinrichtung wohnt.

Krisenstabsleiter Steinfort rät zur Besonnenheit: „Wer wann geimpft wird, das legen das Gesundheitsministerium und die kassenärztliche Vereinigung fest. Die einzelnen Gruppen werden entsprechend frühzeitig durch verschiedene Medien informiert und darauf hingewiesen, wie man sich zu der Impfung anmelden kann. Das geht einerseits über das Internet, andererseits aber auch über die 116117 als bundesweit einheitlicher Telefonnummer der kassenärztlichen Vereinigung. Bleiben Sie bitte geduldig und warten die Einladung zur Corona-Schutzimpfung ab.“

„Lassen Sie sich impfen“

In beiden Seniorenstiften werden zwar über 90 Prozent der Bewohner geimpft, doch beim Personal liegt die Quote deutlich tiefer und 20 Impfdosen bleiben übrig. Natürlich soll nichts verschwendet werden, das Serum muss aber schnell verimpft werden. Also entscheidet Stephan van Lackum kurzentschlossen, bei Personen anzufragen, die auf einer Liste für den Plan B stehen: Geimpft werden Mitarbeiter des Evangelischen Krankenhauses und der Feuerwehr, die kurzfristig erscheinen können, sowie Mitglieder des Krisenstabes. Der trifft sich übrigens wieder am 4. Januar.
Dr. Stephan von Lackum appelliert an die Mülheimer: „Die Impfung ist wirksam und sicher. Nur, wer sich impfen lässt, hat die Möglichkeit, bald wieder zu einer Normalität zurückzufinden. Lassen Sie sich impfen.“

Autor:

Daniel Henschke aus Essen-Werden

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