45. Duisburger Filmwoche startet wieder in Präsenz – Neue Schichten freigelegt
„Aus 400 mach 16“

Die Duisburger Filmwoche hat weit über die Grenzen der Region hinaus einen guten Ruf und ist längst eine Marke mit Strahlkraft. Jetzt geht die 45. Ausgabe an den Start, zur Freude von VHS-Direktor Volker Heckner, Kulturdezernentin Astrid Neese und Kurator Alexander Scholz (v.l.).
Foto: Reiner Terhorst
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  • Die Duisburger Filmwoche hat weit über die Grenzen der Region hinaus einen guten Ruf und ist längst eine Marke mit Strahlkraft. Jetzt geht die 45. Ausgabe an den Start, zur Freude von VHS-Direktor Volker Heckner, Kulturdezernentin Astrid Neese und Kurator Alexander Scholz (v.l.).
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„Duisburg ist eine internationale Marke für den Dokumentarfilm geworden“, betonte Kulturdezernentin Astrid Neese selbstbewusst und stolz, als sie im Filmforum am Dellplatz gemeinsam mit VHS-Direktor Volker Heckner und Festival-Kurator Alexander Scholz das Programm der 45. Duisburger Filmwoche vorstellte.

Nachdem die Filmwoche im vergangenen Jahr aufgrund des Lockdowns ausschließlich online stattfand, ist jetzt wieder Publikum zugelassen. Von Mittwoch, 10., bis Sonntag, 14. November, stehen zwei Tage kürzer als üblich Dokumentationen, Diskussionen und Preisverleihungen an. Größere Verbreitung gibt es zudem auf verschiedenen Internet-Portalen, denn das qualitativ hochwertige Programm habe größtmögliche Aufmerksamkeit verdient, so Neese,

Sichten in
Schichtarbeit

Auch unter den Filmemachern aus vieler Herren Länder genießt die Filmwoche einen hervorragenden Ruf. Das unterstreichen über 400 Einsendungen, von denen allerdings lediglich 16 den Weg ins Programm finden konnte. Die Auswahlkommission hatte die Qual der Wahl. Mehrere Wochen dauerte der Entscheidungsprozess. Zehn Langfilme sowie sechs kurze oder mittellange Beiträge haben Augen und Ohren der Kommission überzeugt, das Sichten und Schichten in gelegentlicher Schichtarbeit erfolgreich überstanden.

„Schichten“ ist auch das Motto der 45. Ausgabe des renommierten Dokumentarfilm-Festivals, bei dem die Hälfte der gezeigten Filme ihre Uraufführung oder zumindest ihre deutsche Erstaufführung feiern. Alexander Scholz erläutert mit Mareike Theile vom Filmwochen-Team, dass das Motto für den erklärten Anspruch stehe, in Filmprojekten und Diskussionen verschiedene Ebenen und Schichten freizulegen, Eindrücke zu überlagern und halt unterschiedliche Schichten sichtbar zu machen.

Verschiedene Sichtweiten und Lesarten des Mottos bringen so die Filme des Programms in einen Dialog miteinander. Einige zeigen ein archäologisches Interesse an dem Leben und den Wahrheiten der Protaginsten, die in den ausgewählten Festivalbeiträgen sichtbar werden und zu Wort kommen. Andere sorgen dafür, dass Menschen unterschiedlicher sozialer Schichten sowie die ständigen Veränderungen ihrer individuellen Lebensumstände im Mittelpunkt stehen.

Ein Projekt der
Beunruhigung

Während der Programmvorstellung gab es Beispiele auf der Leinwand, die Interesse weckten, vor allem aber Appetit auf mehr machten. Da ist zunächst der Eröffnungsfilm „Köy“ von Serpil Turhan. Darin erzählen drei kurdische Frauen von ihren Lebens- und mitunter auch Leidenswegen, die das eingeschränkte Vorstellungsvermögen des Betrachters in neue Dimensionen lenkt.

Beim Film „Anmaßung“ von Stefan Kolbe und Chris Wright geht es um einen Frauenmörder, der seine Haftstrafe „absitzt“ und den Filmemachern redselig zur Verfügung steht. Allerdings will er nicht erkannt werden. Eine von Puppenspielerinnen angefertigte Handpuppe nimmt seine Rolle ein. Die Puppe ist ein nahezu perfektes Double, denn ihr Gesicht wurde nach einem Gipsabdruck des Betroffenen gestaltet. Letztlich ist der ambitionierte Film ein Projekt der Beunruhigung, sucht nach Erklärungen für eine unerklärliche Tat und stellt Fragen zur Resozialisierbarkeit eines Täters.

In „We are all Detroit“ spannen Ulrike Franke und Michael Loeken den Bogen vom Mutterwerk in Detroit zu Schließung des Opel-Werks in Bochum. Dort krallen sich die Bagger in die Wände und Dächer, stehen für das Ende einer Ära, gleichzeitig aber auch für einen Neubeginn. Der Film ist eine Langzeitbeobachtung über Verfall und Wiederaufbau.

Programm und
Karten im Netz

Kurator Alexander Scholz und seine Mit-Cineasten hatten keine leichte Aufgabe nach dem Ausschieden der bisherigen künstlerischen Leiter Gudrun Sommer und Christian Koch. Scholz wurde fast ins kalte Wasser geworfen, obwohl er schon länger für die Filmwoche arbeitet. Die Stelle für die künstlerische Leitung ist übrigens jetzt aktuell und offiziell neu ausgeschrieben worden.

Das betrifft die nachhaltige und gesicherte Zukunft der Duisburger Filmwoche. Die Gegenwart in Form des vollständigen Programms, des Online-Zugangs und des Erwerbs von Eintrittskarten gibt es unter www.duisburger-filmwoche.de im Netz.

Autor:

Reiner Terhorst aus Duisburg

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