Wandern, Natur und Geschichte in Nordholland
Das M219 Bunkermuseum und das Atlantikwall-Centrum nahe Den Helder

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Eigentlich hätte jedes der beiden Museen einen eigenen Bericht verdient, mindestens!

Da sie aber ein ähnliches Themengebiet eint und sie an der geplanten "Bunkerroute Den Helder" liegen, möchte ich hier über die beiden, in meinen Augen geschichtlichen Schätze, schreiben. So in der Art sieht es auch das Atlantikwall-Centrum in den Huisduinen. Nachdem der 2. Weltkrieg und alles, was darum herum passierte, lange Zeit eine Art Tabuthema war, möchte sich die jüngere Generation nun informieren und verstehen. Wie konnte es dazu kommen? Was haben die Menschen (unsere Vorfahren, die Eltern- und Großelterngeneration) im Krieg durchgemacht? Wovon zeugen die Relikte, die man in den Niederlanden noch so zahlreich vorfindet? Auch ich habe jahrelang an der nordholländischen Küste Urlaub gemacht, ohne dass sie mir groß aufgefallen sind. Dies hat sich im Sommerurlaub 2022 und aktuell Anfang März 2023 rasch geändert.

Das Atlantikwall-Centrum Huisduinen

Wandern, Natur und Geschichte - so verbringen mein Mann und ich unsere freie Zeit am liebsten. Durch Zufall bin ich auf die großen Bunker in einer niederländischen Küstenstadt aufmerksam geworden, die wir auf der Anreise zu unserem Urlaubsort dann besucht haben. Beeindruckend riesige, dunkle Gestalten, so wirken viele dieser erstaunlich gut erhaltenen Bunkerreste. Und viele kann man sich auch von innen anschauen an diesem Bunkerpfad durch die Dünen. Zahlreiche Fragen stellen sich nachher - nach der Funktion, nach der Geschichte der grauen (mittlerweile leider auch besprühten) Riesen. So freue ich mich, als ich das Atlantikwall-Centrum entdecke und wir uns auf eine Reise in die Historie begeben.

Eine sehr freundliche Mitarbeiterin des Museums nimmt uns in Empfang und erzählt uns von der Geschichte des Gebäudes. Es ist im neoklassizistischen Baustil gehalten und es wird gemunkelt, dass Albert Speer einst dieses ehemalige Offizierscasino geplant hat. Beweise gibt es aber nicht. Nach Stationen als Casino für die deutsche Artillerie und Übernahme durch die niederländische Marine stand es in den 90-er Jahren lange leer. Wie es leider sooft mit "Lost Places" passiert, brannte es 2009 fast völlig nieder, bevor kurz vor der Coronazeit die Pläne für das jetzige Museum verwirklicht werden konnten.

Lange Zeit war dieses Areal übrigens Sperrgebiet. Den Helder und seine Umgebung hat der Krieg leider sehr hart erwischt. Erst die Besatzung und Umsiedlung der Einheimischen. Später war Den Helder dann aufgrund seiner Lage natürlich ein begehrtes Ziel für die alliierten Bomber. Nach dem Krieg musste die Stadt fast völlig neu aufgebaut werden. Im Museum tun davon alte Bilder und Briefdokumente kund. Sehr berührend auch der Brief eines deutschen Soldaten an seine Lieben daheim. Ich fand es im weiteren Verlauf sehr interessant, nun meine Eindrücke vom Bunkerpfad mit den theoretischen Erläuterungen abgleichen zu können (siehe auch bei den Bildern "unten"). Und nicht nur Den Helder ist Thema im Museum, nein, auch die fast heimische "Operation Market Garden" wird dort aufgezeigt.

Mehr Informationen findet Ihr / finden Sie hier: Atlantikwall Centrum 

Im M219 - Bunkermuseum Julianadorp

Mindestens einmal im Hollandurlaub führt uns unser Weg auch nach Julianadorp, um dort am Strand Richtung Groote Keeten zu wandern. Schon im letzten Sommer fiel uns auf, dass sich an einem der beiden großen Bunker längs des Strandaufgangs etwas tut. So soll auch hier ein Museum entstehen. Diese zwei Bunker sind in dem ca. 5.000 km langen, von Norwegen bis Spanien reichenden Atlantikwall, im Gegensatz zu zahlreichen Regelbauten, einzigartig. Denn sie sind so gebaut, dass sie die Geschütze des havarierten Kriegsschiffes Gneisenau nutzen konnten. Im letzten Sommer war der Bunker leider verschlossen, als wir dort waren - umso erfreuter war ich jetzt, als tatsächlich einige Fahrzeuge davorstanden und die Bunkertür geöffnet war. Nein, leider hätten sie nicht geöffnet, es würde gearbeitet, erfuhren wir alsbald. Nachdem sie von unserem Interesse erfuhren und die Autorin - ich gestehe, mit Dackelblick - herzlich darum bat, durften wir tatsächlich hereinkommen und uns umsehen! Ganz herzlichen Dank an dieser Stelle nochmal dafür :-)

Schon bald gesellte sich Willem zu uns. Er erzählte uns so einiges über den Bunker, zum Beispiel dass er anfangs komplett mit Sand zugeschüttet war und er mühsam freigelegt werden musste. Als ehemaliger Angehöriger der Marine ist es für ihn besonders interessant, bei diesem Projekt als Freiwilliger mitzumachen. Im Moment wird das Dach des Bunkers und somit die eindrucksvolle Geschützkuppel restauriert. Im Team hat jeder seine Passion, so redet Willem beispielsweise gern mit den Besuchern über die Vergangenheit des Bunkers. Der Bunker ist aufgeteilt in mehrere Räume auf 2 Ebenen. Ein Zettel wirbt für "enthusiastische Freiwillige", die sich dem Team anschließen können. In den einzelnen Räumen gibt es schon einiges zu sehen aus dem Krieg, Kleidung, alte Gebrauchsgegenstände, Dokumente und natürlich auch Munition. 

Dachbodenfunde dringend gesucht!

Hierzu hat Willem auch eine große Bitte, die ich hiermit gerne kommuniziere. Zum weiteren Ausbau des Museums werden Sachen aus dem 2. Weltkrieg dringend gesucht. Einmal zum Ausstellen im Bunkermuseum, andererseits auch zum Tauschen gegen Relikte, die gut zu einem Bunkermuseum passen! Wer hat noch diesbezüglich Dinge auf seinem Dachboden oder Keller, beim Ausmisten gefunden und erstmal zur Seite geräumt? Oder ist sich noch unsicher, was er damit machen möchte? Bitte werft / werfen Sie diese Funde nicht einfach weg, viel besser ist es, diese gegen das Vergessen auszustellen. Bitte kontaktiert in diesem Falle doch einfach das M219 - Bunkermuseum. Willem spricht sehr gut deutsch und beantwortet auch weitere Fragen rund ums Museum.

Kontakt: info@m219.nl 
Klick hier für mehr Informationen: M219 Bunkermuseum

Autor:

Christiane Bienemann aus Kleve

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