Herbstzeitlos - mit Fotos aus den Schlossgärten von Arcen

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Spätsommerrhapsodie lässt Blütenblätterregen fallen und erste gelbe Blätter von Nachbars Birke wehen. Hellblaue Astern stehen längst in voller Blüte und machen Lust auf Herbstgefühle. Als der Vater früher mit seiner kleinen Tochter auf den Schultern durch das Dorf marschierte, verhieß er jedes Mal aufs Neue: „Wenn diese Blumen blühen, dauert es nicht mehr lange bis zur Kirmes!“ Verschwommene Erinnerungen an die lauten Klänge von Abba, den Geschmack der ersten Zuckerwatte auf der Zunge und Flugzeuge, die sich im Kreise drehen.

Ich liebe diese klaren warmen Herbsttage, die mit einem blutorangen Sonnenball über wogenden Nebelbänken auf dem Kanal beginnen. Mittags durch den Moritzpark zu schlendern, die rote Strickjacke lässig um die Hüften gewickelt. Warm wie ein Sommertag, aber der erdige Geruch und die ersten Gelb- und Rotschattierungen im leise wispernden Laub sprechen eine eindeutige Sprache. Tausend und ein Tautropfen im Netz der hässlichen Spinne, die gnadenlos auf ihre Beute lauert.

Ich freue mich auf freche Eicheln, die uns auf dem Kopf herumtanzen. Einen Spaziergang lang am Monte Bello mit den stachligen Hüllen der glänzenden Esskastanien kämpfen. Oder den lang verschollenen Lenkdrachen auf dem Dachboden ausgraben und auf der Stoppelfeldwiese am Rhein den Elementen trotzen. Lebensfreude in den Sturm gebrüllt, Lippen verbrannt an kochend heißer Schokolade und wunderbar verwöhnt durch ein Lavendelbad.

Modisch verspielte Sehnsucht nach knalligen Farben und kuscheliger Wärme. Braune Cordwesten, bunte Blusen und leuchtende Schals. Miniröcke und kurze Hosen gesellen sich zu Kurven in engen Rollis und warmen Leggins. Jetzt kommt die Zeit an die See zu fahren, sich fallen lassen gegen den Sturm, milchig aufgeschäumte Wellentropfen im Gesicht. Durchgefror'ne Gedanken drängeln sich vor dem Kamin.

Bald fallen die ersten wirbelnden Blätterleichen - Rot tanzt noch mit Gelb, Braun hat schon leise resigniert. Es beginnt die Zeit der ersten Male - zum ersten Mal Eiskratzen am frühen Morgen, zum ersten Mal bibbernd den dicken Mantel rausgeholt. Der allererste Schnee fällt auf verschwenderisch blühende gelbe Astern und späte Rosen. Nicht länger die Augen verschließen vor der nahenden grauen kalten Jahreszeit. Keine Illusionen mehr - herbstzeitlos hat uns der Winter wieder.

Fotos aus den Schlossgärten von Arcen vom letzten Herbst

Autor:

Christiane Bienemann aus Kleve

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