Grundschule Trooststraße mit Training für faire Konfliktlösungen
Mülheimer Schule setzt Zeichen gegen Ausgrenzung

Bei den Übungen von "Gewaltfrei Lernen" geht es auch um gutes Teamwork. Das scheint bei diesen beiden Schülerinnen des vierten Jahrgangs aber vorhanden zu sein. | Foto: PR-Foto Köhring
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  • Bei den Übungen von "Gewaltfrei Lernen" geht es auch um gutes Teamwork. Das scheint bei diesen beiden Schülerinnen des vierten Jahrgangs aber vorhanden zu sein.
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Beleidigungen, Schikanen und Mobbing sind auf Schulhöfen nach wie vor weit verbreitet und ein echtes Problem. Viele Kinder und Jugendliche wissen dann oft nicht, wie sie mit der Situation richtig umgehen sollen. Um dem vorzubeugen, nimmt die Grundschule Trooststraße in Mülheim an der Ruhr jetzt mit allen Klassen am Projekt "Gewaltfrei Lernen" teil. Ziel des Konflikt- und Präventionstraining ist es, die Kinder bereits im Grundschulalter für das Thema zu sensibilisieren.

Der Verein "Gewaltfrei Lernen" beschäftigt 20 Trainer, die an insgesamt 600 Schulen im Einsatz sind und dort Präventionstraining betreiben. In drei Einheiten, die jeweils 90 Minuten dauern, schult Trainer Örs Turoczy die Kinder im richtigen Umgang miteinander. "Zu Beginn erfolgt immer ein Vorgespräch mit der Klassenlehrerin, ob ich bei manchen Kindern etwas Besonderes beachten muss", sagt der gebürtige Ungar. Danach geht es dann direkt los.

90-minütiges Schülertraining

Zum Start der ersten 90-minütigen Einheit erhalten die 25 Schüler der vierten Klasse eine runde rote Matte. Etwas irritiert betrachten einige Kinder diese. Erste Kinder fragen nach, was sie damit sollen. Doch das ist ganz einfach: "Die Matten sind euer Lenkrad" , sagt Turoczy. Der Sportstudent der Deutschen Sporthochschule Köln erklärt den Kindern, dass sie mit dem Lenkrad in der Hand, wie ein Rennfahrer, quer durch die Halle rennen sollen. Einzige Regel: Es darf niemand angerempelt werden. Passiert das doch mal, muss direkt mit den Worten „Entschuldigung, ich habe dich nicht gesehen“ reagiert werden. So will der Trainer darauf aufmerksam machen, möglichem Ärger direkt aus dem Weg zu gehen und die Situation zu beruhigen. Die Übung läuft bei der Anzahl der Kinder überraschend gut. Im ersten Durchgang haben noch vier Kinder einen Mitschüler angerempelt, im zweiten Durchgang sind es nur noch zwei. "Das habt ihr toll gemacht", lobt Turoczy die Kinder.
Auch Schulleiterin Diana Nelsen zeigt sich begeistert: "Wir freuen uns riesig, das Projekt an unserer Schule zu haben." Lange war die Schule auf der Suche nach einem Präventionsprojekt, das die Kinder handlungsfähig macht. "Es gibt einfach Situationen, in denen Kinder überfordert sind. Deshalb haben wir mit den Kindern bei der Caritas schon ein Sozialkompetenztraining absolviert." Doch die Schule will noch mehr im Hinblick auf das Thema machen.

Durch Referendarin auf das Projekt aufmerksam geworden

"Auf das Projekt sind wir dann von einer Referendarin aufmerksam gemacht worden, die es von der Uni kannte. Wir waren alles sofort begeistert", erzählt Nelsen mit einem breiten Grinsen.
In der Folge ging es dann um die Finanzierung des Projekts. Hier sprang die Mülheimer Sparda-Bank ein und beteiligte sich mit einer Spende in Höhe von 3.850 Euro an dem Projekt. "Die Schulen sind uns eine Herzensangelegeneheit, da die Kinder unsere Zukunft sind. Zudem war es uns wichtig, Projekte vor Ort zu unterstützen", so Yakub Akgül, kommissarischer Filialleiter der Mülheimer Sparda-Bank. Damit das Training keine Eintagsfliege bleibt, hat sich die Schule das Thema nun ganz oben auf die Agenda geschrieben.

"Projekt soll an der Schule für Nachhaltigkeit sorgen"

"Das Projekt soll nachhaltig sein. Daher wollen wird alle neuen Erstklässler schulen. Kinder, die das Training bereits absolviert haben, sollen nach gewisser Zeit nachgeschult werden", so Nelsen. Zudem werden die erlernten Regeln ins Schulprogramm aufgenommen und gelten fortan als "Gesetz der Grundschule Trooststraße".
In einer weiteren Übung mit Trainer Örs Turoczy geht es darum, dass die Kinder selbst entscheiden, wer sie anfassen darf und wer nicht. "Wenn man das nicht will, muss man das seinem Gegenüber klar machen", so der Sportstudent. "Dann geht ihr einen Schritt zurück und sagt: 'Stopp! Fass mich nicht an!'" Wichtig sei dabei die bestimmte aber ruhige Betonung. "Mein Körper ist das Wichtigste für mich, wertvoller als ein Auto oder Haus. Nur ich entscheide, wer ihn berühren darf."
Während Turoczy eifrig die Übungen mit den Kindern macht, schreibt die Klassenlehrerin alles sorgfältig mit. "Einmal im Monat sollen unsere Lehrer einige Übungen mit den Kindern wiederholen, damit diese im Kopf präsent bleiben", erklärt Nelsen.

Erste Erfolge in der Schule sichtbar

Erste Erfolge sah die Lehrerin schon in den vergangenen Tagen, als auf dem Schulhof zwei Schüler zusammengestoßen sind. "Daraufhin sagte der eine Schüler 'Entschuldigung, ich habe dich nicht gesehen'. Der andere Schüler, der das Training noch nicht absolviert hat, hat etwas komisch geguckt", lacht Nelsen. Bleibt zu hoffen, dass das Projekt "Gewaltfrei Lernen" bei allen Schülern Früchte trägt. Jedenfalls ist jetzt eine weitere Schule auf das Projekt aufmerksam geworden. "Die Realschule an der Mellinghofer Straße will das Projekt in ihrem fünften Jahrgang auch durchführen", so Yakub Akgül von der Sparda-Bank abschließend.

Bei den Übungen von "Gewaltfrei Lernen" geht es auch um gutes Teamwork. Das scheint bei diesen beiden Schülerinnen des vierten Jahrgangs aber vorhanden zu sein. | Foto: PR-Foto Köhring
Schulleiterin Diana Nelsen freut sich über den Besuch des Gewaltfrei Lernen-Trainers Örs Turoczy (l., mit Maskottchen Drago) und dankt Yakub Akgül (r.), Filialleiter der Sparda-Bank Mülheim, für das großzügige Sponsoring.  | Foto: PR-Foto Köhring
Autor:

Christian Schaffeld aus Oberhausen

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