Die Verunsicherung in Sachen Coronavirus trifft auch die Mülheimer Wirtschaft
„Noch liegen die Nerven blank“

Mülheims DEHOGA-Vorsitzender Jörg Thon, hier mit seiner Frau Janette (l.) und Tochter Julia, rechnet mit "dramatischen Zeiten" für Mülheims Gastronomie.         Foto: PR-Foto Köhring
  • Mülheims DEHOGA-Vorsitzender Jörg Thon, hier mit seiner Frau Janette (l.) und Tochter Julia, rechnet mit "dramatischen Zeiten" für Mülheims Gastronomie. Foto: PR-Foto Köhring
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„Wir befürchten, dass die Spitze des Eisbergs noch nicht erreicht ist. Die Verunsicherung ist groß, und nahezu täglich kommen ja neue Einschätzungen und Anweisungen.“ Jörg Thon, Mülheimer Vorsitzender des Hotel- und Gaststättenverbandes DEHOGA sieht für die Betriebe in unserer Stadt „dramatische Zeiten bis hin zur Existenzgefährung“ voraus.

Die Fragen an den Verband häufen sich. Neben den aktuellen Regelungen zu Übernachtungsfragen oder zu Öffnungszeiten von Restaurants stehen vor allem finanzielle Auswirkungen im Vordergrund. In der letzten Woche habe es verbindliche Ansagen etwa zum Kurzarbeitgeld gegeben, die heute durch neue Erlasse schon wieder so nicht gültig seien, merkt Thon an, denn die Öffnungszeiten von Restaurants seien beispielsweise nach dem Erlass der Landesregierung drastisch reduziert worden. Zudem seien die Auflagen so verschärft, dass viele Betriebe sie gar nicht einhalten könnten.

Geschäftsessen fielen ohnehin schon weg, Familienfeiern können auch nicht mehr stattfinden, und selbst ein „normaler“ Restaurantbesuch sei für einen Großteil der Bürger nicht mehr möglich. Andere Städte wie etwa Köln oder Essen hätten ja sogar ab sofort die vollständige Schließung von Restaurants verfügt.

"Jetzt steht vieles
auf der Kippe"

Jörg Thon selber lässt bispielsweise seinen Ratskeller nur noch im „Notbetrieb“ laufen und wartet ab, welche Entscheidungen möglicherweise noch auf ihn zukommen: „In der letzten Woche haben wir alle noch gehofft, mit einem blauen Auge davonzukommen. Jetzt steht wieder vieles auf der Kippe.“ In seinen Betrieben würden jetzt erst einmal die Überstunden abgebaut. Auch die Übernachtungsbetriebe bekommen den Ernst der Lage durch die Einschränkung des Reiseverkehrs zu spüren. „Das Thema lecker essen gehen oder auch einal einen Kurztripp zu machen, ist erst einmal vom Tisch“, so Jörg Thon.

Wie die betroffenen Betriebe hinsichtlich der Einhaltung der Landesweisungen überwacht, kontrolliert oder gar bestraft würden, sei noch nicht einmal andeutungsweise auf den Tisch gekommen, gibt Thon viele Fragen und Anmerkungen seiner Mitglieder weiter.

Verunsicherung macht sich auch in der heimischen Wirtschaft insgesamt breit. „Ja, Corona ist natürlich auch ein Thema bei der Wirtschaftsförderung“, bestätigt Paul-Richard Gromnitza, bei Mülheim & Business zuständig für Kommunikation und Standortmarketing. Vorsorglich habe man auf der Hompage www.muelheim-business.de deshalb alle wichtigen Informationen zu den Auswirkungen des Corana-Virus', etwa von der IHK, aufgeführt, in denen Existenzgründer und weitere Betroffene enstsprechende Informationen bekämen. „Wir haben zwar den direkten Publikumsverkehr gestoppt, sind aber alle an Bord und können schnell auf telefonische oder Rückfragen per Mail reagieren“ bekräftigt er.

"Spätestens im Laufe des
Mittwoch herrscht Klarheit"

Marc Heistermann, Geschäftsführer des für Mülheim, Oberhausen und Essen zuständigen Handelsverbands Ruhr, sieht durch den Erlass des Landes NRW zwar eine „Richtschnur“, die aber dennoch Fragen offen lasse, die dringend geklärt werden müssten. Und da ist die Landesregoerung dabei, konkret zu werden. Essen beispielsweise hätte für Läden klare städtische Anweisungen auf der Grundlage des Landeserlasses verfügt. „Bei uns klingeln die Telefone heiß, weil viel fragen, ob und welcher Laden schließen müsse. Die Nerven liegen blank. Jetzt ist Düsseldorf am Ball.“ Heistermann rechnet damit, dass man spätestens im Laufe des Mittwoch mehr weiß.

Zurzeit sei die Situation noch dynamisch, wie es Kathrin Schnorr vom Mülheimer Forum formuliert. „Wir stehen in engen Kontakt und Austausch zu den lokalen Behörden, unseren Mietern und Eigentümern zur aktuellen Situation. Das Forum Mülheim überwacht weiterhin alle Richtlinien der Regierung und der Gesundheitsbehörden zur Begrenzung der Verbreitung des Virus, und setzt entsprechend weiterhin alle notwendigen Vorsichtsmaßnahmen um“, so die Marketing-Managerin.

Das Forum Mülheim setze bereits seit Beginn des Ausbruchs des Coronavirus alle verabschiedeten Maßnahmen der lokalen Behörden, sowie Empfehlungen der WHO um. So hat das Forum schon seit einigen Wochen zusätzliche Hygienespender im Center zur Desinfektion aufgestellt, und informiert Kunden und Mieter über die empfohlenen Hygienemaßnahmen. Des Weiteren gelte in Hinblick auf die Mitarbeiter im Center ein strenges Protokoll im Falle eines Infektionsfalles, was bisher glücklicherweise nicht zum Einsatz kommen musste.

Forum verbietet sämtliche
"Menschen-Ansammlungen" 

Kathrin Schnorr weiter: „Entsprechend des Beschlusses in NRW wird das Center ab Mittwoch, 18. März, eingeschränkt geöffnet bleiben. Um um dies sicherzustellen, dürfen im Forum nur Geschäfte im Bereich Lebensmittel, Drogerien, Zeitungen/Presse, Sanitätshäuser, Apotheken, Post, Banken und Dienstleistungen wie Friseur oder Reinigung weiterhin geöffnet bleiben.“ Noch eines macht sie deutlich: „Um zusätzlich sicherzustellen, dass sich Personen nur zum Zwecke der Nahversorgung im Center aufhalten, wird unser Sicherheitspersonal entsprechend eingewiesen und wird Ansammlungen von Menschen entgegenwirken.“

„Wir sind in ständigem Kontakt mit den Ordnungsbehörden und warten im Grunde genommen auf konkrete Verhaltensregeln, die wir sofort umsetzen werden“, sagte Heike Marzen, Center-Managerin im RRZ. Die dürften dann so ähnlich aussehen wie im Forum.

Mehr zur Corona-Krise lesen Sie hier.

Autor:

Reiner Terhorst aus Duisburg

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