Dortmunder Kulturtempel sollen zu Treffpunkten und Lieblingsplätzen werden
Freier Eintritt in Museen lädt zum Bummel ein

Museum als  Treffpunkt: So oft sie wollen können Dortmunder kostenfrei die Dauerausstellungen ihrer Museen besuchen.     | Foto: Stadt DO /Paolo Udovici
  • Museum als Treffpunkt: So oft sie wollen können Dortmunder kostenfrei die Dauerausstellungen ihrer Museen besuchen.
  • Foto: Stadt DO /Paolo Udovici
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 „Komm gucken“: Unter diesem Motto ist seit Januar der Eintritt in die Dauerausstellungen der städtischen Museen in Dortmund frei. Museum Ostwall im Dortmunder U, Museum für Kunst und Kulturgeschichte, Hoesch-Museum und Brauerei-Museum sind dabei, nach Sanierung und Wiedereröffnung ebenfalls das Naturkundemuseum. Kindermuseum Adlerturm und Westfälisches Schulmuseum bieten schon seit 2016 "für umsonst" an, bei der Mahn- und Gedenkstätte Steinwache war das schon immer so.
Museen sollen zu Treffpunkten werden: Mit dieser Idee beschloss der Rat der Stadt das neue Angebot. So gibt es im Museum Ostwall im Dortmunder U 100 Jahre Kunstgeschichte unter dem Aspekt "Fast wie im echten Leben" zu sehen und nach Umbau steht "Body & Soul. Was wir sind" mit Werken des 20. und 21. Jahrhunderts im Mittelpunkt. Im Museum für Kunst und Kulturgeschichte (MKK) verteilen sich als humorvolle Eingriffe in die Dauerausstellung noch bis 19. Mai diverse Sitzgelegenheiten der Ausstellung "Auf Möbeln. SitzPolsterModen" zwischen den Exponaten der Dauersammlung – vom mittelalterlichen Kaiserthron über einen Stuhl ohne Beine bis zum umhäkelten Toilettensitz. 

Kampagne für kostenlose Kultur

Die Kulturbetriebe der Stadt machen jetzt mit derKampagne „Eintritt frei“ mit Flyern und Plakaten auf das neue Angebot aufmerksam. Dortmund übernimmt mit der Aktion bundesweit eine Vorreiterrolle. Ziel ist es, die Besucher häufiger in „ihre“ Häuser zu locken. „Wir wollen die Museen als Treffpunkte und Lieblingsorte etablieren und dadurch auch auf  kostenpflichtige Angebote aufmerksam machen, etwa Sonderausstellungen oder  Programme der Museumspädagogik“, sagt Dr. Stefan Mühlhofer,  Geschäftsführender Direktor der Kulturbetriebe.

Positive Reaktionen

Die ersten Reaktionen auf die Eintrittsfreiheit sind überwiegend positiv.„Vorbildlich“, „Endlich!“ oder „Genauso sollte es sein“, wurde die
Nachricht in den sozialen Medien kommentiert. Gründe für einen
häufigeren Besuch in den Dauerausstellungen gibt es genug – denn
auch Dauerausstellungen sind höchst dynamisch und bieten übers Jahr  gesehen viel Abwechslung.

Zehn Gründe für Besuch: 

1. Im Museum Ostwall im  U besteht nur noch bis zum 31. März die Chance, die aktuelle Sammlungspräsentation „Fast wie imechten Leben“ in den umgebauten Etagen 4 und 5 zu
besuchen. Die Schau konfrontiert 100 Jahre Kunstgeschichte in
sechs Themenräumen mit dem Alltag und der Lebensrealität der
Besucher. So trifft man in der Abteilung „Ausflug ins Grüne“ eine Industrielandschaft im Umbruch – Matthias Kochs
Fotografie des entstehenden Phoenix-Sees – ebenso wie
leuchtende Berge und Täler, die der Expressionist Alexej von Jawlensky 1912 malte.

2. Nächster Anlass für den Besuch im MO ist dann ab Oktober: Die Sammlung wird ab April umgebaut und eröffnet am 6. Oktober neu. Unter dem Titel „Body & Soul. Was wir sind“ stehen dann Werke des 20. und 21. Jahrhunderts im Mittelpunkt. Außerdem erwartet die Besucher eine neue Innenarchitektur mit großzügigeren Räumen und einer besucherfreundlichen Wegeführung. Das „Flux Inn“ im Foyer bietet dann die Möglichkeit, kreativ zu werden, eine Pause einzulegen oder in Kontakt mit dem Museumsteam zu treten.
Ein neu eingerichteter, geräumigerUnterrichts- und KunstAktionsRaum wird Schulklassen, Einzelnen und Seminaren ermöglichen, direkt in der Ausstellungfläche zu den Kunstwerken in der Sammlung zu arbeiten. Im zentralen Schaufenster auf der Ebene 4 wird eines der Meisterwerke der
Präsentation einen Vorgeschmack aufs Innere bieten.

3.
Das Museum für Kunst und Kulturgeschichte (MKK) bietet seiteiniger Zeit durch temporäre Eingriffe und spannende, oft humorvolle Interventionen neue Perspektiven auf seine mehrere Etagen umfassende Dauerausstellung. Noch bis 19. Mai finden sich diverse Sitzgelegenheiten zwischen den Exponaten der Sammlung – vom mittelalterlichen Kaiserthron über einen Stuhl ohne Beine bis zum umhäkelten Toilettensitz. Sie gehören zur Ausstellung „Auf Möbeln.
SitzPolsterModen“, die das MKK in Kooperation mit dem Masterstudiengang „Kulturanalyse und Kulturvermittlung“ der TU Dortmund eingerichtet hat. Rund 30 Installationen verteilten sich auf alle Ebenen in der Dauerausstellung, insgesamt sind es Objekte von über 60 Leihgeberinnen und Leihgebern aus der ganzen Welt.
4. Im Kinosessel von vergangenen Zeiten träumen – das kann man noch bis Ende März im MKK. Die Film-Installation „OLYMPIA UNIVERSUM PALAST“ im Foyer erinnert an die goldenen Zeiten des Kinos im Dortmunder Brückviertel. Der 16,5-minütige Film kombiniert die Dortmunder Kino-Historie mit aktuellen Statements heutiger Protagonisten.

5. Schon immer erzählt das MKK auch die Stadtgeschichte. Ab dem Frühjahr können große und kleine Besucherinnen und Besucher im neuen Stadtlabor die Geschichte Dortmunds weitererzählen. Im Erdgeschoss direkt am Eingang entsteht mit dem Stadtlabor ein Mitmach-Raum zum Experimentieren und Gestalten. Unter dem Motto „Mein Dortmund. Hier – Jetzt – Heute – Damals“ geht es darum, Architektur und Stadtplanung zu erforschen, Dortmund aus
neuen Blickwinkeln zu entdecken und weiterzudenken.

6. Die Dauerausstellung im MKK rund um die beeindruckende Rotunde besteht aus mehreren Sammlungen und ist so groß, dass man sie an einem Tag kaum schaffen kann. Besser, man nimmt sich bei jedem Besuch eine andere Abteilung vor. Zur Auswahl stehen etwa  Rundgänge zum Thema altes und neues Dortmund, „Höfische und bürgerliche Kultur vom 16. bis 18. Jahrhundert“; die Gemälde-Galerie des 19. Jahrhunderts, Design und Kunsthandwerk im 20. Jahrhundert oder ein Spaziergang in die Steinzeit.

7. Im Hoesch-Museum ist nicht nur der Eintritt in die Dauerausstellung
„Stahlzeit in Dortmund“ frei, sondern auch die Sonderausstellungen, die einzelne Aspekte der Industrie- und Unternehmensgeschichte in den Blick nehmen. Noch bis 7. April präsentiert das Hoesch-Museum Philipp Robiens Fotografien von Stahlbungalows, die Hoesch in den 1960er-Jahren produziert hat und von denen einige auch in Dortmund aufgebaut wurden. Mitte Juni
folgt die Ausstellung „Neue Heimat finden. Auf Vielfalt vertrauen. Im Revier leben“ zu Migration und religiöser Pluralisierung im Ruhrgebiet. Die Ausstellung „Hoesch maritim“ erzählt zum 120. Jahrestag der Hafeneinweihung ab August vom Verhältnis zwischen Stahlindustrie und Wasser. Und im November wird eine Fotoausstellung zur Fraueninitiative Hoesch unter dem Blick „Gerechtigkeit“ eröffnet.

8. Das Westfälische Schulmuseum eröffnet am 19. Mai die kostenfreie Sonderausstellung „,Oma, kannst du das lesen?‘ Deutsche Schreibschriften im Wandel der Zeit“ zum heiß diskutierten Thema Schreibschrift. Sie sei schwierig zu lesen, zu schnörkelig und überflüssig in Zeiten der Digitalisierung, sagen Kritiker. Wie sie entstand, was die Sütterlinschrift ist und welche Schreibschriften es heute gibt, damit befasst sich die Ausstellung. Am Ende kann man selbst zu Feder und Tinte greifen und verschiedene Schriften
ausprobieren.

9. Im Brauerei-Museum sind nach einer Erweiterung der Abteilung „Gaststätte“ neuerdings zahlreiche Stücke aus der Kneipenkultur der 1950er bis 1970er Jahre zu sehen, die bisher im Depot schlummerten. Noch bis Ende April läuft die kostenlose Ausstellung „150 Jahre Dortmunder Actien-Brauerei“ zur Geschichte einer der bedeutendsten deutschen Brauereien des 20. Jahrhunderts.

10. Die Dauerausstellung im Kindermuseum Adlerturm erzählt von Dortmund im Mittelalter und richtet sich an Kinder zwischen 4 und 12 Jahren mit ihren Familien. Mitmachen und aktiv werden kann man dort immer – ganz besonders aber bei den monatlich stattfindenden Familiennachmittagen zu unterschiedlichen Themen. Familienführungen gibt es jeden vierten Sonntag im Monat, und an jedem dritten Sonntag gibt der „Turm-Scout“ Tipps beim Rundgang und beantwortet Fragen.

Autor:

Antje Geiß aus Dortmund-City

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