Oststadt-Bezirksbürgermeister Udo Dammer (64) scheidet nach 16 Jahren aus dem Amt aus
Politischer Langstreckenläufer wendet sich verstärkt dem Hobby Wandern zu

 Der scheidende Oststadt-Bezirksbürgermeister Udo Dammer - hier im Bild aufgenommen bei einem seiner letzten öffentlichen Termine, der Vorstellung der ersten Standorte der "Netten Toilette" im Stadtbezirk Innenstadt-Ost, in Körne. | Foto: Oliver Schaper
9Bilder
  • Der scheidende Oststadt-Bezirksbürgermeister Udo Dammer - hier im Bild aufgenommen bei einem seiner letzten öffentlichen Termine, der Vorstellung der ersten Standorte der "Netten Toilette" im Stadtbezirk Innenstadt-Ost, in Körne.
  • Foto: Oliver Schaper
  • hochgeladen von Ralf K. Braun

Seit 1999 gehört SPD-Lokalpolitiker Udo Dammer der Bezirksvertretung (BV) Innenstadt-Ost an. Seit 2004 amtierte er zunächst als Bezirksvorsteher, seit 2007 als Bezirksbürgermeister des flächenmäßig kleinsten Dortmunder Stadtbezirks, der mit 54.000 Einwohnern indes einer der einwohnerstärksten in unserer Stadt ist. Am 31. Oktober 2020 scheidet der Sozialdemokrat nun nach 16 langen Jahren im Amt aus dem Gremium aus.

Mit Udo Dammer sprach Ost-Anzeiger-Redakteur Ralf K. Braun (bra).

(bra): Hallo Herr Dammer, wir kennen uns seit langen Jahren – u.a. von vielen Ortsterminen der BV Innenstadt-Ost, des Stadtbezirksmarketings, Ihres SPD-Ortsvereins Körne und anderer Vereine im Stadtteil. Alles richtig gemacht mit dem Zeitpunkt Ihres „Abschieds“ aus Amt und BV angesichts des SPD-Minus von rund 9 % bei der Wahl zur neuen BV Ost, in der die Grünen nun erstmals die deutlich stärkste politische Kraft darstellen?

Udo Dammer: Ein politisches Mandat ist nach meiner Überzeugung immer ein zeitlich befristeter Auftrag durch den Wähler, über den ich mich immer vor Ende einer Wahlperiode neu entschieden habe. Gerade weil ich schon sehr lange in der BV tätig bin und mein Eintritt in die Pension naht, sollen und müssen nun Jüngere sich um Kommunalpolitik kümmern. Zu erwartende Wahlergebnisse haben für mich keine Rolle gespielt

(bra): Ihre letzte BV-Sitzung am 8. September im Rathaus fand ohne „große“ Abschiedszeremonie statt. Lag's an Corona?

Udo Dammer: Selbstverständlich fand auch die letzte Sitzung der BV unter „Corona-Bedingungen“ statt, so dass neben der Abarbeitung der Tagesordnung für einen „großen offiziellen Abschied“ kein Raum war, zumal auch die Bürgersprechstunde von der Tagesordnung abgesetzt worden ist.

(bra): Auch bei der Durchsicht alter Ost-Anzeiger-Fotos von Ortsterminen fällt auf: Sie drängen sich nicht gerne in den Vordergrund und in die erste Reihe...

Udo Dammer: Bei meiner kommunalpolitischen Arbeit stand immer das Erreichen eines guten Ergebnis für die Bürger*innen im Vordergrund, was regelmäßig das Ergebnis von Teamarbeit war. Ich selbst habe mich immer als „primus inter pares“ verstanden und musste daher auch nicht in vorderster Reihe erscheinen.

(bra): Anders als in anderen Dortmunder Stadtbezirken dominierte Ihre SPD im Bezirk Ost nie wirklich. Wie hat sich die Zusammenarbeit – ohne absolute Mehrheit - mit den anderen Parteien und Fraktionen im Gremium gestaltet?

Udo Dammer: Dies geschah immer im Rahmen von ergebnisorientierten politischen Diskussionen, die maßgeblich durch die gemeinsame Fraktionsarbeit von Bündnis 90/ Die Grünen und SPD geprägt waren.

(bra): Das SPD-geprägte Hellweg-Dorf Körne und die „reiche“ konservative Gartenstadt, das hippe, zunehmend studentisch geprägte Kaiserstraßen-Viertel und die benachteiligte Heimbausiedlung, das angesagte Saarlandstraßen-Viertel und die Südstadt. Und mittendrin die breite Trennlinie der Bundesstraße 1. Glauben Sie, dass sich in diesem so heterogenen Stadtbezirk Innenstadt-Ost in ihrer Amtszeit so etwas wie ein Gemeinschaftsgefühl entwickelt hat bzw. entwickeln konnte?

Udo Dammer: Ein in den 50er-Jahren am Reißbrett entstandener Stadtbezirk bleib auch in den Folgejahren ein Konglomerat aus sehr unterschiedlichen Vierteln. Während meiner Amtszeit hat sich noch nicht ein Gemeinschaftsgefühl entwickelt, aber insbesondere durch unser Stadtbezirksmarketing wissen unsere Bürger*innen, in welchem Stadtbezirk sie wohnen und gerne leben.

(bra): Mit Ihrer Amtszeit verbinde ich auch Themen wie den barrierefreien Umbau der Stadtbahn-Haltestellen an Hellweg und Westfalendamm, das B1-Durchfahrverbot, den Gartenstadt-Radweg, zuletzt die Werkstatt Gartenstadt-Nord, aber auch unsägliche Rechten-Demos und den Gegenentwurf „Oststadt in Harmonie“. Was verbuchen Sie für sich und den Stadtbezirk als politische Erfolge?

Udo Dammer: Als politische Erfolge für den Stadtbezirk verbuche ich u. a. die gemeinsame Beseitigung von Ladenleerständen ab 2004 mit den örtlichen Gewerbevereinen und Ideenwerkstätten, die damalige Generalüberholung unserer Einkaufszentren Kaiserstraße, Körner Hellweg und Saarlandstraße. In dieser Zeit haben wir gemeinsam auch die Bebauung bzw. Neuaufstellung der Bebauungspläne der alten Bahnareale Ostbahnhof und Südbahnhof, des DEW-Geländes an der Deggingstraße und auch des Geländes an der Sckellstraße intensiv begleitet und hierdurch dem Stadtbezirk in absehbarer Zeit ein anderes Gesicht schaffen werden. Gegen den Willen der Verwaltung haben wir den Kreisverkehr Berliner Straße durchgesetzt, der erwartungsgemäß für eine Reihe neuer Kreisel in ganz Dortmund gesorgt hat. Genauso wichtig waren die vielen kleinen Maßnahmen, zum Beispiel Bürgersteigabsenkungen, Änderungen von Verkehrsführungen, die oftmals das Ergebnis von Ortstermin mit Anliegern gewesen sind. Selbstverständlich war auch "Oststadt in Harmonie" ein Erfolg dahingehend, dass er auch ganz Dortmund zeigte, dass in diesem Stadtbezirk Bürger*innen harmonisch und bunt statt braun leben.

(bra): Und was ist nicht so gelungen? Beziehungsweise: Was wartet noch auf Vollendung?

Udo Dammer: Kommunalpolitik ist häufig nicht im sportlichen Sinne als Sprint angelegt, sondern wird gerade bei Großprojekten zum gefühlten Langstreckenlauf, dessen Ziel/Abschluss noch auf sich warten läßt. Hierzu zählen u. a. der barrierefreie Umbau der Haltestellen der Stadtbahnlinien U43 und U47, die Entlastung der südlichen und nördlichen Gartenstadt von Schleichverkehren. Genauso wichtig sind die Einrichtung sicherer Radwege zur Veränderung des Mobilitätsverhaltens unserer Bürger*innen. Hier sind zu nennen die Eröffnung des Gartenstadtradweges, die Einrichtung von Fahrradstraßen in der Langen Reihe und der Arndtstraße und auch der fahrradgerechte Umbau des Körner Hellwegs, wie auch die Neugestaltung des Straßenraums der Saarlandstraße. Selbstverständlich gehört hierzu auch der Bau des Radschnellwegs Ruhr ( RS1).

(bra): Was wünschen Sie Ihrer/Ihrem Amts-Nachfolger*in und der neuen SPD-Fraktion in der BV Ost?

Udo Dammer: Durchhaltevermögen bei der Durchsetzung politischer Beschlüsse, die Förderung einer positiven Diskussionskultur in der BV und auch in Corona-Zeiten einen engen Austausch mit unseren Bürger*innen und Vereinen und Verbänden.

(bra): Auch wenn Sie jetzt Ende Oktober aus BV und Amt ausscheiden. Sie sind erst 64 Jahre jung, stehen noch im Beruf. Zur Ruhe setzen Sie sich nicht wirklich, oder? Ich denke z.B. an Ihre Partei- und Vereinsämter – und an Ihr Privatleben...

Udo Dammer: Meine politischen Aktivitäten werde ich auf die Mitarbeit in meinem Ortsverein reduzieren. Mein Hauptaugenmerk gilt als Vorsitzender dem Körner Kultur- und Kunstverein und der AWO Gartenstadt/Kaiserhain. Ich hoffe, dass wir auch die Ideenwerkstatt Gartenstadt-Nord nach der Corona-Krise wieder vollständig aktivieren können. Natürlich bleibt mir dann auch mehr Zeit, um mit meiner Frau unserer gemeinsamen Wanderleidenschaft nachzugehen. Zusammenfassend möchte ich diesen Lebensabschnitt als „meinen Unruhestand“ begehen.

Zur Person

 Udo Dammer ist am 28. Juni 1956 in Dortmund geboren.
 Nach der Volksschule machte er 1975 sein Abitur am Stadtgymnasium.
 Nach Bundeswehr (1975/76) und Heirat (1976) arbeitet der Diplom-Finanzwirt (ab 1979) von 1976 bis 1987 und seit 2001 bis heute beim Finanzamt Dortmund-Unna in Wambel – mit einer langjährigen Unterbrechung: Von 1988 bis 2001 war Dammer beim Finanzamt für Steuerstrafsachen und Steuerfahdnung in Bochum beschäftigt.
 In die SPD eingetreten ist Udo Dammer im September 1984. Seit 1985 bis heute ist der Lokalpolitiker ununterbrochen Mitglied des Vorstands im SPD-Ortsverein Körne als Erster bzw. als stellvertretender Vorsitzender (aktuell).
 Erstmals über die SPD-Liste in die Bezirksvertretung Innenstadt-Ost gewählt wurde Dammer im Oktober 1999. Seit dem 12. Oktober 2004 amtiert er als Leiter des Stadtbezirks-Gremiums, zunächst als Bezirksvorsteher, dann seit der Umbenennung des Amtes in 2007 als Bezirksbürgermeister.
 Langjährig engagiert sich Dammer – amtsgebunden - zudem in dem 2003 aus der Taufe gehobenen Stadtbezirks-Marketing im Bezirk Innenstadt-Ost.
 Ebenso langjährig ist er dem örtlichen Vereinswesen verbunden. Seit November 2016 ist Udo Dammer auch 1. Vorsitzender des Körner Kultur- und Kunstvereins. Auch bedingt durch seinen Wohnsitz in der Malersiedlung fungiert der 64-Jährige seit September 2019 zudem als 1. Vorsitzender des AWO-Ortsvereins Gartenstadt/Kaiserhain.

Autor:

Ralf K. Braun aus Dortmund-Ost

following

Sie möchten diesem Profil folgen?

Verpassen Sie nicht die neuesten Inhalte von diesem Profil: Melden Sie sich an, um neuen Inhalten von Profilen und Orten in Ihrem persönlichen Feed zu folgen.

21 folgen diesem Profil

Kommentare

online discussion

Sie möchten kommentieren?

Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.

add_content

Sie möchten selbst beitragen?

Melden Sie sich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.