Prominent besetztes 35. Hamborner Hospizgespräch
„Macht Gott einen schlechten Job?“

Beim 35. Hospizgespräch ging es sowohl einvernehmlich als auch kontrovers zu. Vorsitzende Ellen Reimann, Nikolaus Schneider, Anne Schneider und Geschäftsführerin Andrea Braun-Falco (v.r.) waren dankbar und aufgeühlt.
Foto: Hospizbewegung
  • Beim 35. Hospizgespräch ging es sowohl einvernehmlich als auch kontrovers zu. Vorsitzende Ellen Reimann, Nikolaus Schneider, Anne Schneider und Geschäftsführerin Andrea Braun-Falco (v.r.) waren dankbar und aufgeühlt.
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Sie sind in ganz Duisburg und weit darüber hinaus bekannt: Nikolaus Schneider war in Rheinhausen und Moers als Gemeindepfarrer, Diakoniepfarrer und als Superintendent tätig und wurde später Präses der Rheinischen Landeskirche und sogar Ratsvorsitzender der EKD als Nachfolger von Margot Käßmann.

Seine Frau Anne war lange Jahre Realschullehrerin für Evangelische Religionslehre und Mathematik. So war es fast ein Heimspiel, als sie jetzt die Hospizbewegung Duisburg-Hamborn e.V. zum 35. Hamborner Hospizgespräch besuchten. Und das, was sie zu erzählen hatten, berührte und zeigte gleichzeitig Perspektiven auf.

„Tod und Trauer gehören zum Leben“, so lautete ihr Vortrag, der den Zuhörerinnen und Zuhörern ein tiefes Bild intensiver Auseinandersetzung des Ehepaares mit ethischen Fragen und Glaubensfragen angesichts des Todes, auch des eigenen Abschieds von ihrer erst 22-Jährigen Tochter Meike und der eigenen Erkrankung von Anne Schneider zeigte.

Tod und Sterben
gehören zum Leben

Dabei entfachten beide eine durchaus kontroverse Diskussion und machten deutlich, dass nicht alle Menschen gleicher Meinung sein müssen, selbst bei gleicher Glaubensausrichtung. In dem dreiteiligen Vortrag zogen sie einen Spannungsbogen, in dem sie auch durch ihre eigene persönlichen Erzählungen und Fragen zu Beginn aufzeigten, dass Tod und Sterben tatsächlich, spürbar, erlebbar und nicht selten herausfordernd zum Leben gehören.

„Ja, ein früher Tod erscheint unfair“, bekannten die Schneiders. Aber er sei aus ihrer Sicht nicht Prüfung oder Strafe für Betroffene und Angehörige. Abschied bleibe eine Erfahrung, die niemandem erspart bleibt, selbst „wenn diese Erfahrung rätselhaft und befremdlich ist.“ Wichtig und hilfreich sei hier neben Gottvertrauen vor allem auch empathisches Begleiten, wodurch die Hospizarbeit mit in das Bild genommen wurde.

"Wem gehört denn
eigentlich der Tod?"

„Ich sterbe nicht, ich werde gestorben“ so zitierte Nikolaus Schneider Kurt Marti, denn wir hätten das Sterben nicht in den Händen. So kamen die beiden auch zum dritten Teil ihres Vortrags „Wem gehört der Tod?“ und benannten die Selbsttötung und Beihilfe zu Suizid als große Herausforderung für Kirche und Menschen.

Nikolaus Schneider vertritt die Auffassung, dass „Gott das letzte Wort über Leben, Tod und Sterben behält“ und „dass es nicht sein kann, dass alles möglich sein muss“. Seine Sorge galt auch den Türen, die geöffnet werden, wenn alles möglich würde. Dahingehend formulierte seine Frau Anne, dass „Gott einen schlechten Job macht, wenn sie sieht, wie Menschen mitunter sterben“, und dass „keiner helfen müssen sollte, aber jeder helfen dürfen sollte, ohne sündig zu sein.“

Intensiv und
aufwühlend

Nach dem Vortrag kam es mit den 50 Teilnehmenden des Hospiz-Gesprächs zu lebhaften Dialogen mit intensivem Erzählen persönlicher Geschichten und starkem Diskutieren ethischer und religiöser Fragen. Es ist davon auszugehen, dass nach diesen aufwühlenden zwei Stunden der tiefen Auseinandersetzung die meisten Besuch noch einen lange währenden Nachhall mit nach Hause nahmen, sind Ellen Reimann, die Vorsitzende der Hamborner Hospizbewegung, und Geschäftsführerin Andrea Braun-Falco sicher.

Autor:

Reiner Terhorst aus Duisburg

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