Duisburger Synode zum letzten Mal unter der Regie von Armin Schneider
Marathon am Monitor und viel Wehmut

Wenn Pfarrer Armin Schneider Ende des Monats in den Ruhestand geht, blickt er dankbar auf 16 intensive Jahre als Superintendent zurück, in denen er Zeichen gesetzt hat. Es gab Nackenschläge, aber auch Höhepunkte, wie hier die Feier des Reformationsjubiläums. 
Foto: Andreas Reinsch
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  • Wenn Pfarrer Armin Schneider Ende des Monats in den Ruhestand geht, blickt er dankbar auf 16 intensive Jahre als Superintendent zurück, in denen er Zeichen gesetzt hat. Es gab Nackenschläge, aber auch Höhepunkte, wie hier die Feier des Reformationsjubiläums.
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Eine „Präsenz-Synode“ kurz vor dem Eintritt in den Ruhestand hätte sich nicht nur Armin Schneider gewünscht. Durch die Corona-Pandemie wurde es für ihn und fast 130 Menschen am letzten Freitag und Samstag eine gemeinsame Videokonferenz, die durch die mehrstündige Konzentration am Monitor nicht weniger anstrengend und ergiebig war.

Obwohl man nicht auf „Tuchfühlung“ war, ging es mitunter sehr emotional zu. Das lag sicherlich auch daran, dass es die letzte Sitzung des Evangelischen Kirchenparlaments war, die Schneider leitete. Direkt zu Anfang gab es eine Besonderheit. Superintendent Schneider wurde vom Kreissynodalvorstand gebeten, während dieser Tagung zumindest einen Teil seines Jahresberichtes mündlich vorzutragen, denn schließlich war dieser auch eine Rückschau auf 16 Jahre Amtszeit als Superintendent und auf 16 Jahre Evangelischer Kirchenkreis Duisburg.

Pfarrer Schneider wurde 2004 als Superintendent des neuen Duisburger Kirchenkreises gewählt. Die Harmonie zwischen den beiden fusionierenden Kirchenkreisen Nord und Süd war nicht immer zum Besten gestellt. Es gab hörbare Dissonanzen in Moll und Dur. Nicht selten hat Schneider gesagt: „Das Amt des Superintendenten ist nicht immer Vergnügungssteuerpflichtig.“ Schneider setzte sich seinerzeit als „Überraschungskandidat“ gegen zwei Mitbewerber durch.

Bereits 2005 in seinem seinem ersten Jahresbericht vor der Synode konnte er aber feststellen: „Die beiden ehemaligen Duisburger Kirchenkreise sind zusammengewachsen“. Jetzt am Wochenende fügte er hinzu, dass die Kreiskirchentage, die Tauffeste und Patentage, gemeinsame kirchenmusikalische Projekte und vieles andere mehr dazu beigetragen hätten, dass eine gemeinsame Identität gewachsen sei.

Unterschiede würdigen

„Allerdings“, so betont er, „beobachte ich, dass es nach wie vor viel Fremdheit nördlich und südlich der Ruhr gibt, und auf dem Weg zu Veranstaltungen wird sie eher zögerlich als zügig überschritten. Uns gegenseitig besser und genauer wahrzunehmen und die unterschiedlichen Lebensverhältnisse auch zu würdigen, halte ich nach wie vor für eine wichtige Aufgabe.“

Die Feier des Reformationsjubiläums 2017 mit über 40 großen Veranstaltungen war für die evangelische Kirche in Duisburg einer der Höhepunkte der vergangenen 16 Jahre, so Superintendent Schneider: „Wir wollten uns nicht selbst feiern und auch keinen Luther-Kult betreiben, sondern in ökumenischer Offenheit und in Verbundenheit mit unserer von kultureller und religiöser Vielfalt geprägten Stadtgesellschaft. Ich denke, das ist gelungen.“

Gesicht und Stimme

Doch Superintendent Schneider gab auch gleich zu bedenken: „Trotz all dieser gelungenen und sinnvollen Projekte und Aktionen haben wir in den vergangenen 16 Jahren über 20.000 Gemeindemitglieder verloren. Damit liegen wir leider im Trend.“ Der Auftrag und das, was die evangelische Kirche den Menschen dieser Stadt schuldig sei, habe aber nichts zu tun mit der zahlenmäßigen Größe der Kirche. Man müsse seine Stimme erheben und Wege ebnen.

Und Armin Schneider war Gesicht und Stimme des Evangelischen Kirchenkreises Duisburg. Er vertrat keine parteipolitische, aber eine politische Kirche, die in der Stadtgesellschaft fest verankert war, ist und bleibt. Der Kirchenkreis hat Stellung bezogen und Zeichen gesetzt, etwa nach der Loveparade-Katastrophe, beim Zuzug von Geflüchteten oder jetzt in der Corona-Pandemie. Zudem hat sich Schneider als Sprecher des Bündnisses für Toleranz und Zivilcourgage stets für mehr Menschlichkeit unter den Menschen eingesetzt.

Er blickt mit sehr persönlichen Worten auf die vergangenen 16 Jahre zurück. „Es stand nie auf meinem Lebensplan, Superintendent zu werden. Ich habe dieses Amt mit großem Respekt und auch mit einer gehörigen Portion Unsicherheit angetreten. Aber es hat mir im Laufe der Jahre mehr Freude gemacht, als ich mir jemals zu träumen gewagt hätte. Vielfältige, tragfähige und wohltuende Beziehungen zu zahlreichen Menschen hat mir dieser Kirchenkreis und hat mir dieses Amt reichlich beschert. Und dafür bin ich unendlich dankbar.“

Zukunft im Blick

Neben dem Jahresbericht des scheidenden Superintendenten gab es aber noch Wahlen und Beschlüsse, die die Zukunft im Blick hatten. Ein Tagesordnungspunkt war der aktuelle Bericht zum Pfarrstellenrahmenplan. Den Synodalen wurde verdeutlicht, dass es bei dem zu erwartenden Rückgang der Gemeindegliederzahlen im Bereich des Duisburger Kirchenkreises 2030 vermutlich nur noch knapp die Hälfte der jetzigen Pfarrstellen geben werde. Das erfordert ein Zusammenrücken der Gemeinden und Regionen.

Zu einem regelrechten Wahlmarathon wurde der zweite Verhandlungstag, denn es galt, in insgesamt 25 Abstimmungen zahlreiche Gremien und Ausschüsse zu besetzen. Turnusgemäß stand auch die Wahl des oder der Skriba als Stellvertretung des Assessors Stephan Blank an. Die bisherige Amtsinhaberin Ute Sawatzki, Pfarrerin der Evangelischen Kirchengemeinde Trinitatis, wurde mit großer Mehrheit in ihrem Amt bestätigt. Beschlossen wurde am Wochenende auch der Haushaltsplan 2021.

Autor:

Reiner Terhorst aus Duisburg

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