Bürgerinitiative lädt Politiker zum Selbstversuch auf die Gladbecker Straße

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Die Schadstoffmessanlage an der Gladbecker Straße zeigt gerade keine alarmierenden Zahlen an und trotzdem sagt Ratsherr Karlheinz Endruschat nach einer Viertelstunde "Es stinkt fürchterlich.". Gemeinsam mit den Ratskandidatinnen Claudia Marks und Tina Endruschat folgte er einer ungewöhnlichen Einladung der Bürgerinitiative Gladbecker Straße (BIGLA).

"Viel zu selten lassen sich hier Politiker sehen" sagt Ralf Schwedtmann von der Bürgerinitiative, "Man redet oft über, aber eigentlich nie mit uns. Und einen Wahlkampfstand in unserem Viertel habe ich auch noch nie gesehen. Da viele von uns Anwohnern schwer enttäuscht von den bekannten Mehrheitsparteien sind, wandten wir uns an die neu gegründete Partei "Sozial Liberales Bündnis" (SLB) und sagten Wir wollen, dass ihr mindestens 60 Minuten mit uns auf der Straße genau das spürt, was wir hier täglich erleben.  Wir bekamen eine Zusage."

Foto: Claudia Marks, Ratskandidatin für Vogelheim
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Claudia Marks, die jahrelang als Schiedsfrau für die Stadtteile Altenessen-Nord, Karnap und Vogelheim tätig war, erkennt die brisante Situation an der Kreuzung Bäuminghausstraße. "Als Fußgänger mit Rollator, und ich bin einer davon, wird einem angst und bange. Autos blockieren dreist den Fußgängerüberweg und der ist darüber hinaus auch noch total buckelig. Dazu noch eine viel zu kurze Grünphase, die dazu führt, dass man von Autofahrern angehupt wird, die meinen, dass man gerade ordnungswidrig über die Straße spaziert, obwohl dem nicht so ist. Stress pur." Die passionierte Hundebesitzerin fügt noch an, dass sie es vermeiden würde, mit ihren Hunden dort entlang zu gehen. In Teilen sind die Bürgersteige so schmal, dass man es nur noch als hochgefährliche Zumutung beschreiben kann.

Foto: Tina Endruschat, Ratskandidatin für Altenessen-Süd
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Tina Endruschat, die als Ratskandidatin für Altenessen-Süd antritt, wird von einer Bürgerin angesprochen, die auf zwei Straßenschilder zeigt: "Die kann die Stadt getrost abbauen, hier hält sich keiner an irgendetwas. Weder ans LKW-Fahrverbot, noch an die vorgeschriebene Geschwindigkeit. Und wenn die Schilder weg sind, haben wir mehr Platz für einen weiteren Falschparker. Das macht den Braten hier auch nicht mehr fett. Für Fahrradfahrer ist das hier überall ein Martyrium. Da muss man schon todesmutig sein. Wenns hier anders wäre, würden wohl mehr Leute aufs Rad steigen."

Überrascht (aber nicht im positiven Sinn) zeigt sich Frau Endruschat, als sie eine alte Zeitschrift von der Bürgerinitiative überreicht bekommt. Das mehr als 30 Jahre alte Exemplar enthält einen Bericht, der aufzeigt, wie sehr die Anwohner bereits vor Jahrzehnten für eine Verbesserung der Situation vor Ort gekämpft haben. Der Ist-Zustand zeigt die Folgen eines ewig währenden Stillstandes in der Stadtentwicklung.

Foto: Karlheinz Endruschat, Ratskandidat für Altenessen-Nord
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Karlheinz Endruschat, Ratskandidat für Altenessen-Nord, zeigt sich ebenfalls rundum konsterniert. "Es ist viel zu laut, es stinkt und es ist unhaltbar dreckig." Während er sich mit anderen über zwei riesige Sperrmüllansammlungen unterhält, fährt ein EBE-Team vor und beginnt, die Mittelinsel, die völlig sauber erscheint, mit Maschinen zu bearbeiten. Es folgt gemeinsames Kopfschütteln aufgrund des irrwitzig anmutenden Anblicks. Nachdem ihm Susanne Demmer von der Bürgerinitiative erzählt, dass viele Schul- und Kita-Kinder täglich diesen Wahnsinn auf ihren Wegen erleben müssen, schaut Herr Endruschat eine Weile auf die viel zu schnell fahrenden PKW und LKW. Er nickt, als seine Frau sagt "Hier muss etwas getan werden." Während des gesamten Aufenthaltes fahren sowohl Ordnungsamt als auch diverse EBE-Fahrzeuge an den Sperrmüllbergen vorbei, so wie schon seit Tagen.

Foto: Sperrmüll an der Bäuminghausstraße
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Nach einem ausführlichen Gespräch über die zerstörerischen Wirkungen eines Weiterbaus der A 52 für Vogelheim und Altenessen, die Dringlichkeit einer modernen Geschwindigkeitsmessanlage, einem möglichen Flüsterasphalt und dem erbärmlichen Zustand der U-Bahnstationen, sind weit mehr als 60 Minuten vergangen.

Alle sind geschafft vom Lärm und Gestank, verabreden sich aber zu einem weiteren "Selbstversuch" auf der Straße, die für die einen eine rechtsfrei anmutende Stadtautobahn, für die anderen Wohn- und Lebensort ist.

Autor:

Susanne Demmer aus Essen-Nord

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