Pflanzen an Gebäuden sind Multitalente
Fassadenbegrünung ist nicht bloß Dekoration

Begrünte Fassaden und Dächer sind ein häufiges Buzzword beim Thema klimafreundliches Bauen. Volt, als pragmatische und wissenschaftsbasierte Partei, reichen Buzzwords jedoch nicht, denn gerade mit optisch sichtbaren Elementen wird viel zu häufig Greenwashing, also Augenwischerei, betrieben. Will man die Bepflanzung eines Gebäudes als ökologisches Argument verwenden, muss man die Funktionalität transparent sicherstellen.

Moderne Dach- und Fassadenbepflanzungen dürfen nicht nur als Dekoration betrachtet werden, denn sie übernehmen messbare Aufgaben für das Gebäude- und Stadtklima. Sie fungieren als Wasserrückhalt: Bei Starkregenereignissen entlasten sie dadurch Abwassersysteme und verhindern überschwemmte Keller. Extensivbegrünung kühlt durch Verdunstung, auch in Kombination mit Photovoltaik-Anlagen oder dient zum Wasserrückhalt auf Dachflächen. An Fassaden wirken sie im Sommer durch Verdunstung kühlend, im Winter bilden sie eine dämmende Schicht aus wärmerer Luft. Durch Intensivbegrünung können Dachflächen zu ganzen Gärten ausgebaut werden und positive Aufenthaltsräume schaffen und durch die richtige Bepflanzung mit einheimischen, blühenden Gewächsen wird auch die Insektenvielfalt gestärkt, die wir dringend zur Sicherung unserer Lebensmittelherstellung brauchen. Vor allem entnehmen lebende Pflanzen aber CO2 aus der Luft, speichern den Kohlenstoff (C) und geben Sauerstoff (O2) in die Luft ab. Die Betonung liegt hier jedoch auf “lebend”!

Müssen die Pflanzen ständig erneuert werden, verliert der Effekt aber gegenüber dem Aufwand an Bedeutung. Daher ist es wichtig, die Bepflanzung nachhaltig, also langfristig am Leben zu erhalten. Dafür benötigt sie Substrat, das regelmäßig erneuert werden muss, Dünger, der sparsam und angemessen dosiert werden kann und vor allem Wasser. Diese Bedürfnisse müssen bauplanerisch Berücksichtigung finden, denn mit Wasser getränktes Substrat stellt ein enormes zusätzliches Gewicht dar, dass das Gebäude statisch halten muss. Dünge- und Bewässerungssysteme müssen in die Gebäudestruktur eingeplant und ihre Haltungskosten in die Nebenkosten einkalkuliert werden. Auch muss sichergestellt werden, dass die bepflanzten Bereiche für die Pflege erreicht werden können und dieser Pflegeaufwand einen Kostenfaktor darstellt, der im gesamten Lebenszyklus des Gebäudes aufrechterhalten bleiben muss.

Dass diese Bedingungen bei vielen Gebäuden unterschätzt werden, zeigt der Vorfall an der Gladbecker Straße. Hier ist im Dürresommer 2022 die erst neu angelegte Fassadenbegrünung an den Allbau-Gebäuden großflächig vertrocknet.

Dabei handelt es sich bei der Anlage an der Gladbecker Straße nur um ein recht kleines Projekt, das nur einzelne eher dekorative Elemente enthält und keineswegs die gesamte Fassade bedeckt. Grund für das Eingehen der Pflanzen war das Leerlaufen der Regenzisternen in der Dürre. Daran sieht man, welchen Herausforderungen wir uns hier in Zukunft stellen müssen, denn die Dürre 2022 war ein Effekt der aktuellen Klimaveränderung, gegen die wir mit Fassadenbegrünung vorgehen wollen. Unsere Bemühungen reichen hier bei weitem nicht aus, um dem Problem, vor dem wir stehen, zu begegnen. Die Bedeutung von Abkühlung durch Verdunstungsflächen, die in Städten eben auch vertikal geschaffen werden müssen, wird auch in der aktuellen Klimastudie der Stadt Essen von 2022 betont. Dabei dürfen wir auf keinen Fall auf eine Bewässerung aus dem Trinkwasser setzen, da auch hier die Wassermenge in Deutschland insgesamt zurückgeht. Dies mag relativiert an einem einzelnen Bauvorhaben irrelevant scheinen, sprechen wir jedoch von echten Veränderungen, die wir entsprechend skalieren und auf alle Gebäude übertragen wollen, müssen wir so denken, als wäre jedes Jahr Dürre und Trinkwasser ein sehr knappes Gut.

Entsprechend erwartet Volt Essen bei Neubauprojekten wie dem Bürogebäude der Zech Group an der Grugahalle beim Thema Fassadenbegrünung ein Konzept, das dem Schlagwort “nachhaltiges Gebäude” entspricht.
Hierzu gehören:

  • eine Aufstellung der Haltungs- und Pflegekosten für mindestens zehn Jahre,
  • eine Berechnung des Wasserverbrauchs für die geplante Bepflanzungsfläche in Relation zum Dürrejahr 2022,
  • entsprechend dimensionierte Zisternen und Wasserrückhaltesysteme wie zum Beispiel in Form von Seen und Teichen, um unabhängig von der Trinkwasserversorgung zu sein.

Entsprechende Konzepte des Wasserrückhalts inklusive Kosteneinsparungen bei der Kanalisation finden sich schon im Uni-Viertel und bei der Hauptverwaltung von ThyssenKrupp. Außerdem soll im Zeichen der Transparenz, die sowohl der Bauherr wie auch die Stadt bislang haben vermissen lassen, eine Nutzenberechnung beauftragt werden, die die Kohlenstoffmenge, die aufgenommen werden kann, den Kühlungs- sowie den Dämmeffekt berechnet. Dadurch kann eine Vergleichbarkeit von Maßnahmen erzielt werden. Des Weiteren erwarten wir von der Stadt Essen, dieses Konzept als Bedingung der Baugenehmigung zu formulieren und im Vorfeld unabhängig prüfen zu lassen.

Autor:

Volt Essen aus Essen

Steeler Str. 424, 45138 Essen
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