Filmtipp März 2016: Das Tagebuch der Anne Frank mit Martina Gedeck und Ulrich Noethen

Foto: Screenshot Kino&Co März 2016

Noch eine Verfilmung, mag so manch einer denken, muss das wirklich sein? Ja, denke ich, denn im Gegensatz zu vor über 20 Jahren, als ich das Tagebuch zum ersten Mal gelesen habe, ist das Thema heute leider wieder aktueller denn je. Diese Meinung scheinen an diesem Nachmittag nicht allzu viele Leute zu teilen, denn außer uns sitzen noch geschätzt 6 andere Zuschauer im Kino. Schade, das hat der Film nicht verdient!

Ich gebe zu, der Anfang ist vielleicht ein wenig schleppend. Die Familie Frank wird vorgestellt, Vater Otto, Mutter Edith und Schwester Margot. Und da ist Anne, die zu ihrem Geburtstag ein Tagebuch geschenkt bekommt. Noch weiß sie nicht, dass „das Geschreibsel eines 13-jährigen Schulmädchens“ nicht, wie sie befürchtet, niemanden interessieren wird, sondern dass die ganze Welt es lesen wird. Irgendwie finde ich das tröstlich, dass obwohl Anne jung gestorben ist, sie durch ihre Schreiberei weltweit niemals in Vergessenheit geraten wird. Ein wenig später merke ich, dass ich alt werde. Nein, es interessiert mich nicht wirklich, auch nicht bei einer Anne Frank, wie es ist, wenn sie mit einem Spiegel ihren Intimbereich erforscht.

Ansonsten empfinde ich den Film als wirklich sehr gut gemacht. Es wird anschaulich dargestellt, wie es ist, den ganzen Tag, abgesehen von der Mittagspause der Angestellten, die unter dem Versteck der Familie Frank arbeiten, keine Geräusche verursachen zu dürfen. Jeder Fehler kann tödlich sein. Es wird beschrieben, wie es ist, zusammen mit Menschen auf engstem Raum eingesperrt zu sein, die man nicht mal sympathisch findet. Besonders Anne hat unter Frau van Daan zu leiden, die anfangs kein gutes Haar an ihrer Erziehung lässt. Sie hat die typischen Reibereien und Kämpfe eines Teenagers mit ihrer Mutter, die sie sogar zeitweise nicht zu lieben glaubt. Angenehm: der Film stellt seine Figuren nicht auf ein Podest, er lässt sie Mensch sein. Oder manchmal eben Zicke, was Schauspielerin Lea van Acken prima rüberbringt.

Anne meint, durch all das Erlebte sehr selbstständig und nicht auf andere Menschen angewiesen zu sein. Sie hat schon vor dem Krieg Probleme damit, sich enger auf Menschen einzulassen und ihnen Dinge anzuvertrauen. Jetzt hat sie dafür ihr Tagebuch Kitty. Und nach einiger Zeit auch Peter, den Sohn der Familie van Daan, mit dem sie später erste Küsse tauscht. Hoffnung kommt auf beim D-Day und der Verfolgung der Radionachrichten. Doch immer wieder die Gefahr des Entdecktwerdens, die die 8 Menschen, mittlerweile ist auch der Zahnarzt Pfeffer hinzugekommen, aushalten müssen. Die Toilette nur nachts und am Wochenende abziehen zu können.

Das Bombardement der Alliierten, dem sie im Versteck schutzlos ausgeliefert sind. Der Film verzichtet aber auf spektakuläre Kampfszenen, das Augenmerk wird vielmehr auf den schwierigen, oft würdelosen Alltag im Mikrokosmos Hinterhaus gelenkt. Und schließlich, man möchte schon hoffen und glauben, aber man kennt ja die Geschichte - die Entdeckung und Deportation nach Bergen-Belsen. Otto Frank, der als einziger überlebt.

Das erste, was ich gemacht habe, nachdem ich nach Hause gekommen bin, war nachzusehen, wie das Tagebuch gefunden wurde. Eine der Helferinnen der Familie Frank, Miep Gies, hatte es an sich genommen und später dem Vater übergeben. Dieser hat es dann, nachdem er von dem Wunsch seiner Tochter gelesen hatte, es als Buch herauszubringen, auch veröffentlicht. Jetzt bleibt noch eins - vielleicht irgendwann in diesem Jahr auch das Museum zu besuchen.

Autor:

Christiane Bienemann aus Kleve

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