Bühne frei und "Demokratie leben!"
Theaterstück "Im Dschungel wird gewählt!"

Svenja Ester trägt ihr Gedicht für eine der jungen Schauspielerinnen (hier das "Einhorn") vor | Foto: Marta Szalapak
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  • Svenja Ester trägt ihr Gedicht für eine der jungen Schauspielerinnen (hier das "Einhorn") vor
  • Foto: Marta Szalapak
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Das einjährige Projekt „Im Dschungel wird gewählt“ hat am 12. Februar 2023 seinen krönenden Abschluss auf der Bühne gefunden. Bei der ins Bundesprogramm „Demokratie leben!“ eingebetteten Projektarbeit haben zehn Kinder (7-10 J.) und sieben Senior/-innen gemeinsame Sache gemacht und sich intensiv und kreativ mit Demokratie auseinandergesetzt. Als Initialzündung und dann roter Faden für die gesamte Zusammenarbeit diente den Projektpartnern das liebevoll illustrierte Buch „Im Dschungel wird gewählt – So funktioniert Demokratie“, das auf Workshops in brasilianischen Städten zurückgeht, bei denen Kinder Dschungeltiere spielten und eine Wahl abhielten. Den umgekehrten Weg gingen nun die Projektbeteiligten im Nachbarschaftshaus Heißen und brachten den Stoff zurück auf die Bühne.

"Gegner dürfen grundsätzlich nicht aufgefressen werden"

Kern der Handlung: Die Dschungeltiere begehren gegen ihren König auf, den Löwen, der den Fluss selbstherrlich in sein privates Schwimmbad umgeleitet hat, sie beschließen, eine Demokratie zu gründen und mit einer Wahl den Alleinherrscher durch eine Präsidentin oder einen Präsidenten zu ersetzen. Schon dieses Grundgerüst bietet reichlich Anknüpfungspunkte an vergangenes oder gegenwärtiges Politikgeschehen. Besonders einnehmend ist aber die Umsetzung des Ganzen, im Buch und nun auf der Bühne. Wie gewitzt etwa die Mechanismen einer politischen Wahl auf das Dschungelszenario übertragen werden – da lautet eine der Wahlregeln, dass Gegner „grundsätzlich nicht aufgefressen werden“ dürften, da setzt der Affe Bananen als Bestechungsmittel ein, wird das Faultier als politisch ungeeignet diffamiert, weil es „zu viel pennt!“, gibt es einen Papagei, der alles nachplappert …

Kinder präsentieren sich mutig, selbstbewusst, nervenstark

Zur gelungenen Umsetzung gehören auch die beeindruckenden Verkleidungen der Kinder, die die beteiligten Seniorinnen und Eltern überwiegend selbst geschneidert und gebastelt haben, sowie die ebenfalls „aus eigener Herstellung“ stammende aufwändige Bühnendekoration.
Die Kinder, die sich bei den Proben mitunter noch schwertaten mit ihrer Perfomance, laufen bei der Aufführung zur Höchstform auf; keine Spur mehr von Nervosität, der Text sitzt, genauso die tierischen Bewegungen. Der starke Auftritt aller Beteiligten demonstriert laut Projektleiterin Isabelle Wojcicki, dass die gemeinsame Arbeit Früchte nicht nur mit Blick auf das Demokratieverständnis, sondern auch in puncto Selbstbewusstsein trägt: „Sie mussten sich nicht nur offen und tolerant gegenüber der Position anderer zeigen, sondern auch den Mut aufbringen, die eigene Position zu vertreten, die eigene Stimme zu erheben. Das ist allen mit Bravour gelungen!“

Projektbeteiligte ernten Beifall – und weitere Geschenke

Der Applaus der gut 50 anwesenden Gästen, zu denen auch der ehem. Stadtdezernent Ulrich Ernst sowie Ragnhild Geck von der Mülheimer Senioren- und Wohnberatung zählten, fiel entsprechend groß und überschwänglich aus. Die am Projekt und am Theaterstück Beteiligten wurden indes noch weiter beschenkt. So bedachte die zum Team des Nachbarschaftshauses gehörende Sozialarbeiterin Svenja Ester (Pflege Behmenburg) alle zehn Kinder mit einem jeweils auf sie persönlich zugeschnittenen Gedicht. Die von ihr mit viel Empathie und Einfallsreichtum zu Papier gebrachten und am 12. Februar dann laut vorgetragenen Verse bekamen die Jungschauspieler schön gerahmt und gepaart mit einem Foto von sich in der jeweiligen Tierrolle überreicht. Dazu gab es Affe, Faultier und Co. noch einmal als Kuscheltier-Version. Die Erwachsenen erhielten Blumen und Pralinen zum Dank, jeweils begleitet von anerkennendem Beifall. Einen Sonderapplaus gab es schließlich für die Projektleiterin sowie die Ehrenamtliche Christel Thie-Knodt, „auf deren Initiative das Projekt überhaupt erst entstanden ist und ohne die ich das Ganze niemals hätte umsetzen können“, so die sichtlich gerührte Wojcicki.

Der „Im Dschungel wird gewählt“-Rap

Aber damit nicht genug, durften doch die Projektbeteiligten nach der Aufführung auf dem großen Bildschirm im Nachbarschaftshaus zum ersten Mal das Musikvideo zu ihrem eigenen „Im Dschungel wird gewählt“-Rap sehen. Der gemeinsame Song von Jung und Alt konnte einige Wochen vorher dank der professionellen Unterstützung der Mülheimer Musikgrößen Hossam Ali und Konstantin Sikora direkt vor Ort aufgenommen werden, die passenden Videoaufnahmen besorgte der Mülheimer Filmemacher Jean Paul Philipp („Jigger Pictures“). Die Premiere war eine weitere „Belohnung“ nach geglückter Aufführung.
Und während die Gäste sich bereits an dem kostenlosen Fingerfood-Menü gütlich taten oder staunend vor den über und über mit Fotos und Infos zu den vielen weiteren Stationen des Projekts (Besuch im Landtag, Teilnahme an einem Mitmach-Theaterstück usw.) bedeckten Stellwänden Halt machten, saß der Nachwuchs noch immer vor dem Bildschirm und sah sich die x-te Wiederholung des Musikvideos an. Wie spannend doch Demokratie sein kann …

Das Musikvideo findet sich hier bei YouTube:
"Im Dschungel wird gewählt!"

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Redaktioneller Hinweis: Die Veröffentlichung stellt keine Meinungsäußerung des BMFSFJ oder des BAFzA dar. Für inhaltliche Aussagen tragen die Autorinnen und Autoren die Verantwortung.

Autor:

Dennis Götzen aus Mülheim an der Ruhr

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