Franz Discher setzt sich mit 75 Jahren zur Ruhe – Viele Freunde gewonnen
Schäfer mit Herz und Leidenschaft

Mit 75 Jahren und nach sechs verantwortungsvollen Jahrzehnten hat sich Schäfer Franz Discher zur Ruhe gesetzt. Aber man sei nicht aus der Welt, sagen sich (v.l.) Tochter Andrea und Ehefrau Martina Discher, Elisabeth Oswald, Peter Wolter und Franz Discher.
Foto: Rolf Kathmann
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  • Mit 75 Jahren und nach sechs verantwortungsvollen Jahrzehnten hat sich Schäfer Franz Discher zur Ruhe gesetzt. Aber man sei nicht aus der Welt, sagen sich (v.l.) Tochter Andrea und Ehefrau Martina Discher, Elisabeth Oswald, Peter Wolter und Franz Discher.
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„Wir sind ja nicht aus der Welt“, sagt Franz Discher. Ein bisschen Wehmut klingt schon in seiner Stimme. Kein Wunder, denn nach gut 60 Jahren engagierter und verantwortungsvoller Schäferei hat sich der 75jährige jetzt zur Ruhe gesetzt. Dennoch wird man ihn und seine Frau Martina wohl noch oft in den Rheinwiesen bei Alsum, Beeckerwerth und Laar zu Gesicht bekommen.

Die Dischers bewirtschaften in Mönchengladbach einen kleinen landwirtschaftlichen Betrieb, waren aber eigentlich über das Jahr gesehen stets mehr in Duisburg bei ihrer Herde. „Schon als Kind war ich begeisterter Schafsjunge“, erinnert sich Franz Discher im Gespräch mit dem Wochen-Anzeiger. „Als es sich dann ergab, dass wir die Wiesen am Duisburger Rheinufer mit unserer Herde nutzen konnten, haben wir sofort zugegriffen.“

Franz, Martina und ihre Tochter Andrea gehörten mit der Herde und den Hütehunden zum alltäglichen Bild. „In den langen Jahren sind da richtige Freundschaften entstanden“, berichtet die „Frau des Schäfers“ dankbar. Und weit mehr als eine Freundschaft betrifft sie ganz persönlich. Denn dort bei der Herde in den Rheinwiesen hat die gebürtige Beeckerwertherin auch Schäfer Franz kennen- und lieben gelernt. „Bei meinen vielen Spaziergängen und Unterhaltungen mit ihm hat es dann irgendwann mal gefunkt“, lacht sie.

Gemeinsam hat man sich um die Tiere gekümmert. In Mönchengladbach wurde das Heu gemacht, das man mit Treckern und Anhängern nach Duisburg brachte. „Früher haben wir das sogar mit Pferd und Wagen gemacht. Da können Sie sich ja vorstellen, wie lange wir da unterwegs waren“, blickt Franz Discher zurück. Er hat seinen Beruf immer gerne ausgeübt. „Aber ich werde ja auch nicht jünger“, meint er. Schon seit ein paar Jahren kamen Gedanken auf, dass ja irgendwann einmal Schluss sein müsse. Besonders im Winter sei man da ins Grübeln gekommen. Aber wenn das Frühjahr in den Startlöchern stand, freute man sich schon wieder auf Duisburg und den Blick auf „Vater Rhein“ und die „saftigen Wiesen“.

Schäfer und
Hundebesitzer: ein ganz
besonderes Verhältnis

Nicht wenige Menschen bedauern den Rückzug der Dischers. Zu ihnen zählen allen Unkenrufen zum Trotz auch etliche Hundebesitzer, unter ihnen Anja Humbert, Pfarrerin der Evangelischen Bonhoeffer Gemeinde Marxloh-Obermarxloh, die mit ihren Hunden seit vielen Jahren den Weg der Dischers kreuzt. Bei ausgedehnten „Hunderunden“ gab es unzählige schöne Begegnungen. Man ist sich näher gekommen, im wahren Sinn des Wortes. Das gilt auch für viele Mitglieder der Facebook-Gruppe „Duisburger Hundefreunde“, bei der Anja Humbert eine der Administratoren ist.

„Den meisten der fast 2.400 Mitgliedern unserer Gruppe ist eines ganz wichtig“, betont sie gegenüber unserer Redaktion, „nämlich den Dischers Danke zu sagen für das stets vertrauensvolle Miteinander, das zwischen Schäfern und Hundebesitzern nicht immer alltäglich ist.“ Die Facebook-Gruppe hatte sich vor Jahren gegründet, als es zu mächtigen Konflikten zwischen den damals noch drei Duisburger Schäfern und Hundebesitzern kam, „weil die Hunde immer wieder gewildert hatten und viele Schäden im den Herden anrichteten“, so die Pfarrerin. Daraufhin kam es zu einer massiven Auseinandersetzung beider Parteien, die faktisch in einem Nutzungsverbot der Wiesen für Hundeleute endete. Das hatte einige Hundebesitzer auf den Plan gerufen und zur Gründung der Duisburger Hundefreunde geführt. Die Gruppe hat dann zusammen mit der Stadt, den Schäfern und den Hundebesitzern einen guten Kompromiss zur gemeinsamen Nutzung der Wiesen erarbeitet, der bis heute hält. Und maßgeblich daran beteiligt war die Familie Discher.

Anja Humbert weiter: „Tag für Tag hat Frau Discher in der Gruppe geschrieben, wo sich die Schafe nun genau zwischen Laar und Alsum befinden, damit es da zu keinen Konflikten und Unglücken kommt. Wenn es doch mal passiert ist, dass ein Hund in die Herde eingebrochen ist und gejagt hat, sind Dischers sachlich geblieben.“ Das sei sehr wohltuend gewesen und habe umgekehrt dafür gesorgt, dass die Hundeleute mit auf die Schafe aufgepasst haben. So habe man sofort gemeldet, wenn da mal eins nachts ausgebüxt sei oder ein anderes spät abends, wenn der Schäfer schon zu Hause war, gelammt habe. So sind weitere Freundschaften entstanden.

Alle sind froh:
Die Nachfolge ist
bestens geregelt

Eine Zeit lang hatte Tochter Andrea Discher auch daran gedacht, mal die Herde der Eltern zu übernommen, denn schon als kleines Kind war sie an den Wochenenden und in den Ferien mit dabei. Aber privat sei halt alles anderes gekommen. So ist die Schäferfamilie froh, dass die Herde von dem Meidericher Ralf Stallmeister übernommen wurde, der schon in der dritten Generation mit Schafen in den Ruhrauen und auf den Homberger und Baerler Rheinwiesen unterwegs ist. Unterstützung bekommt Stallmeister weiterhin von Schäfer Peter Wolter, der seit vielen Jahren für die Dischers tätig war und längst mit ihnen eng befreundet ist.

„Wir wissen unsere Tiere bei Ralf und mit Peters Unterstützung in guten Händen“, sagen die Dischers und betonen abschließend noch einmal: „Wir sind ja nicht aus der Welt und lassen uns noch oft hier blicken.“

Autor:

Reiner Terhorst aus Duisburg

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