Klassenkampf zwischen Beet & Beton – Der Aufstand der Kleingärtner

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Erbslöhstraße: Wenn „kleinen“ Gärtner der Rasen unter den Füßen weggezogen werden soll, bietet das fruchtbaren Boden für hitzige Diskussionen. Die aktuelle Debatte über Kleingärten in Altenessen-Süd treibt mittlerweile merkwürdige Blüten. Der Ort, wo neben gepflegten Privatgärten und einem kleinen Park ca. 200 Gartenparadiese existieren, wird plötzlich vom Essener Amt für Stadtplanung als Standort mit Imageproblemen bezeichnet. Der Kenner des Ortes schüttelt verständnislos den Kopf und hält diese Aussage für schlichtweg falsch und eine Frechheit. Ein Verwirrspiel nimmt seinen Lauf und hier tut Aufklärung Not.

„Komm mit mir ins Bauerwartungsland“

Fakt ist, die Stadtverwaltung ist aufgefordert, zeitnah Schritte zur Realisierung eines Planes vorzustellen. Und in diesem Plan steht es geschrieben:
NEUE QUARTIERSENTWICKLUNG:
600-900 Wohneinheiten auf 57.000 Quadratmeter Nettowohnbauland
+ 21.000 Quadratmeter Nettogewerbebauland

Während der Bürger bei Worten wie „Bauerwartungsland, BGF, GRZ, GFZ“ nur Bahnhof versteht und unsicher wird, beschwichtigt die Verwaltung mit der Aussage „Ist doch alles erstmal nur ein Plan, warten Sie doch erstmal ab.“

Welches Spiel treibt die Stadt Essen mit den Kleingärtnern?

Im Moment redet die Verwaltung nicht über die große Betonvision am Horizont. Sie berichtet lediglich über die zeitnahe Umsetzung einer festen Flüchtlingsunterbringung. Wie fest diese Unterbringung wirklich ist, wie lange sie dort stehen soll und was nach einem möglichen Abbau passiert, all dies will der Bürger nun wissen.
Die Stadt verzettelt sich derweil in Widersprüchen. Erst macht sie finanzielle Angebote an Gärtner, um diese zum schnellen Verlassen zu überzeugen, dann verweist sie auf das eh bestehende Vertragsende im Jahr 2017 und nun munkelt man, erstmal bleibe vielleicht alles beim Alten. Die große Frage: Wie lange wird das so sein? Will die Verwaltung erstmal Ruhe in die Sache bringen und hat festgestellt, dass die Gärtner während der Phase der reinen Flüchtlingsunterbringung toleriert werden können? Und erst dann, wenn Gras über die Sache gewachsen ist und andere Pläne gereift sind, kommt man erneut aus der Deckung? Aktuell muss Aufklärung über alle dort bestehenden Pachtverträge her. Wann läuft welcher Pachtvertrag aus und wie stellt sich die Stadt zum Auslaufen der Verträge? Verträge können ja auch verlängert werden.

Die Vertreibung aus dem Kulturgut „Garten“

In der Kulturhaupstadt 2010 brüstete man sich gerne mit dem Kulturgut „Kleingarten“ und im Jahr 2017 will Essen als „Grüne Hauptstadt Europas“ glänzen. Wie passen da Pläne einer Zerstörung vorbildlich funktionierender und gewachsener Strukturen ins Bild? Besonders im Essener Norden, der an ganz anderer Stelle Probleme hat, scheint eine Neubewertung dringend notwendig.
Man nennt sich stolz „Metropole“, vergisst dabei aber gerne, dass dieses Wort übersetzt „Mutterstadt“ heißt. Die Fürsorge einer Mutter für die eigenen Kinder scheint hier anderen Interessen geopfert zu werden. In diesen politisch heiklen Tagen könnte das zum gefährlichen Spiel werden.

Das nun über allem schwebende Wort „Bauerwartungsland“ und die Aussage, die Erbslöhstraße biete das derzeit größte innenstadtnahe Potenzial für den Wohnungsbau, steht zur Diskussion.
Egal, wer hier Bau erwartet, tausende Bürger im Norden erwarten da anderes.
Es ist Zeit, das Wort „Verlängerung der Pachtverträge“ in die Runde zu werfen. Dieser Ort ist ein soziales Korrektiv und für den Essener Norden ein imageförderndes Schmuckstückchen. Es stünde dieser Stadt gut zu Gesicht, hier den Mut zu einer Rolle rückwärts aufzubringen.

Autor:

Susanne Demmer aus Essen-Nord

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