Südamerika ist neues Pandemie-Epizentrum
Corona-Hotspot in Brasilien

Der brasilianische Präsident Jair Bolsonaro mit MNS | Foto: Palácio do Planalto / https://www.flickr.com/photos/51178866@N04/49673892448/
  • Der brasilianische Präsident Jair Bolsonaro mit MNS
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Brasilien ist mit Rekordtempo zum Land mit den zweitmeisten Corona-Infektionen weltweit geworden. Die Dunkelziffer sei enorm. Unterdessen stuft die WHO Südamerika als neues Pandemie-Epizentrum ein.

Laut dem brasilianischen Gesundheitsministerium haben sich bis Freitag mehr als 330.000 Menschen mit dem neuartigen Coronavirus „SARS-CoV-2“ infiziert und etwa 21.000 Menschen seien verstorben. Informelle Quellen sprechen von weitaus höheren Zahlen. Demnach sei im bevölkerungsreichsten Land Lateinamerikas die Dunkelziffer unverhältnismäßig hoch. Der WHO-Experte Dr. Michael Ryan bezeichnet Südamerika als neues Pandemie-Epizentrum. „Es herrscht große Besorgnis um diese Länder, aber Brasilien ist derzeit eindeutig am stärksten betroffen“, erklärt er.

Der brasilianische Präsident Jair Bolsonaro hat sich in der Vergangenheit öfters skeptisch bezüglich der Corona-Pandemie geäußert und dadurch international für Kritik gesorgt. Die Opposition wirft dem Präsidenten vor, durch seine lockere Corona-Politik für diese Entwicklung verantwortlich zu sein. Demnach würde er die Situation verharmlosen. In der Vergangenheit nannte er das Coronavirus „kleine Grippe“ und sprach von einer „Fantasie“. Vergangenen Sonntag verkündete er zudem das Ende der Kalamität. In der Hauptstadt Brasília trat der Präsident vor seinen Anhängern und ließ sich feiern: „Gratulation an uns alle.“

Problematisch ist dabei, dass für viele eine Quarantäne erst gar nicht infrage kommt. Vor allem junge Menschen sind aus Geldnöten gezwungen, unverändert arbeiten zu gehen - auch wenn sich Symptome breit machen. Abstandsregeln und Hygienemaßnahmen sind dabei schwer umsetzbar. Hilfe vom Staat sei nicht zu erwarten. Letztendlich haben viele Menschen keine Wahl und laufen tagtäglich Gefahr, sich zu infizieren.

Brasilien empfiehlt fälschlicherweise Chloroquin und Hydroxychloroquin

Die brasilianische Regierung hatte am Mittwoch die beiden Malaria-Medikamente Chloroquin und Hydroxychloroquin gegen SARS-CoV-2 empfohlen. Zuvor hatten einige Studien nahegelegt, dass sich diese beiden Wirkstoffe zur Corona-Therapie eignen. Sie wurden am Anfang der Pandemie stark glorifiziert, weshalb auch der US-Präsident von der vermeintlichen Nützlichkeit überzeugt war. Neuere Studien zeigen hingegen gegenteiliges. Berichtet wird, dass es keinerlei Hinweise dafür gibt, dass die Länge oder die Schwere der Erkrankung durch die Einnahme von Chloroquin und Hydroxychloroquin reduziert wird. Stattdessen erhöhen die beiden Wirkstoffe sogar das Risiko, an der Krankheit zu versterben. Dies berichten unter anderem Wissenschaftler um Mandeep Mehra vom Brigham and Women's Hospital. Aber auch andere Publikationen kommen zum Ergebnis, dass die Einnahme der beiden Malaria-Medikamente nicht empfehlenswert sei.

Autor:

Civan Akbulut aus Essen

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