ThyssenKrupp-Chor hat Chorgeschichte geschrieben
"Time to say Goodbye"

Der ThyssenKrupp gab vor zwei Jahren das letzte große Konzert in der Mercatorhalle. Nun ist endgültig der letzte Vorhang für den renommierten Chor gefallen. Er ist nun Geschichte. Ein Hauch von Wehmut weht bei der letzten offiziellen Zusammenkunft.  | Foto: ThyssenKrupp-Chor
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  • Der ThyssenKrupp gab vor zwei Jahren das letzte große Konzert in der Mercatorhalle. Nun ist endgültig der letzte Vorhang für den renommierten Chor gefallen. Er ist nun Geschichte. Ein Hauch von Wehmut weht bei der letzten offiziellen Zusammenkunft.
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Es zeichnete sich schon ab, und jetzt ist es Wirklichkeit. Der ThyssenKrupp-Chor, der über viele Jahrzehnte Kultur und Musik nicht nur in unsere Stadt bereichert und geprägt hat, ist Geschichte. Zwar werden sich die Mitglieder von Fall zu Fall noch treffen, aber offiziell ist das letzte Lied gesungen.

Im Marxloher Hotel Montan, wo die einstmals stolze Sängerzahl seit vielen Jahren probte, sang und tagte, wurde die kleine interne Weihnachtsfeier zur Abschiedsfeier, auch wenn in diesem Zusammenhang niemand das Wort feiern in den Mund nahm. Seit 115 Jahren hatte der Chor musikalische Zeichen gesetzt und war in vielen musikalischen Bereichen im wahren Sinn des Wortes “tonangebend“.

Identifikation
mit der Region

„Wir wurden immer weniger, und die Gesündesten waren einige von uns auch nicht“, sagt Dieter Sartingen, langjähriger Vorsitzender des Chors, „und da machte es einfach keinen großen Sinn, so weiterzumachen.“ Zugleich fügt er an: „Aber es war eine lebendige, schöne Zeit, in der wir viel Freude hatten, vor allem aber unzähligen Menschen eine musikalische Freude bereiten konnten.“

„Das Wort Chor stammt aus dem Griechischen und zeigt schon in seinen Übersetzungen mit Tanzplatz, Reigen oder Tanzende Schar die Freude an der Musik“, hat Astrid Dörnemann vom ThyssenKrupp-Konzern mit Blick auf die Sänger einmal festgestellt. Die Freude an der Musik stand immer im Mittelpunkt.

Der Traditionschor verband darüber hinaus immer die Identifikation mit der Region und die Zugehörigkeit zu Kollegen aus dem gemeinsamen Unternehmen. Zusammenhalt und das gemeinsame Musizieren mit großer Motivation und höchsten musikalischen Ansprüchen prägten den Chor seit 115 Jahren. Ausverkaufte Konzertsäle und große bis auf den letzten Platz gefüllte Hallen waren für den traditionsreichen Männerchor an der Tagesordnung.

Abwechslung
mit Niveau

1906 schlossen sich die Mitarbeiter der Hütte in einer Gesangsabteilung innerhalb einer Hüttenabteilung der Gewerkschaft Deutscher Kaiser zusammen, um gemeinsam zu singen und Vereinsabende mit ihren Gesangvorträgen zu gestalten. Schon zwei Jahre später machte sich diese Gesangabteilung mit 47 Sängern selbständig und gab sich den Namen „Männer-Gesang-Verein der Gewerkschaft Deutscher Kaiser“ Hamborn“.

Von da an wurden anspruchsvolle Lieder etwa von Schubert, Silcher oder Brahms einstudiert. Alles geschah auch, um eine willkommene Abwechslung mit Niveau nach einem Zwölf-Stunden-Arbeitstag mit harter körperlicher Arbeit zu suchen und zu finden. Im Laufe der Jahrzehnte änderte sich der Chorname mit den Namens- und Strukturveränderungen im Unternehmen. Zuletzt wurde 2006 der Namen „ThyssenKrupp-Chor Duisburg“ gewählt.

Der größte Chor im
Sängerkreis Duisburg

In Spitzenzeiten gehörten dem Chor fast 120 aktive Mitglieder an. Er war damit der mit Abstand größte Chor im Sängerkreis Duisburg. Das Repertoire reichte immer vom Volkslied bis hin zum komponierten weltlichen und geistlichen Chorwerk, vom der heiteren rhythmischen Chormusik bis zur orchesterbegleiteten Chorliteratur. Musik klassischer und zeitgenössischer Komponisten gehörte ebenso zum Programm wie die Werke des langjährigen Chorleiters Gerd Sorg. Letztere nahmen einen besonderen Stellenwert ein.

Vor zwei Jahren, beim letzten öffentlichen Großkonzert in der Mercatorhalle, aht die damalige Arbeitsdirektorin von ThyssenKrupp Steel Europe, Sabine Maaßen, mal gesagt: „Ihre Auftritte waren stets ein musikalisches Highlight“. An diese Highlights, aber auch an Gastspiele im In- und Ausland sowie an viele Reisen und Chorausflüge mit den Ehefrauen wurde jetzt im Hotel Montan noch einmal erinnert. Dieter Sartingen nahm zudem die letzten Jubilarehrung in der Chorgeschichte vor.

Beim Abschlusslied „Time to say Goodbye“ mischten sich in die andächtige Stille und dem anschließenden Riesenapplaus auch ein paar Tränchen. Stolz auf das Geleistete können die „Männer-Sänger“ aber immer sein.

Autor:

Reiner Terhorst aus Duisburg

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