Deponieausbau Lohmannsheide: Anwohnerinitiative fordert vorher Umweltgutachten, Altlastenprüfung und Bürgerbeteiligung

Wird bald diese Einfahrt zur Deponie von 1000 LKW jährlich über die nächsten 15 Jahre angefahren?
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Die seit fast 20 Jahren brach liegende Bergehalde Lohmannsheide in Duisburg-Baerl an der Grenze zu Moers-Meerbeck soll nach den Vorstellungen der RAG Montan Immobilien als Freizeitareal gestaltet werden. Zur Finanzierung dieser Pläne sollen in den nächsten 15 Jahren 4 Mio Kubikmeter Abfall der Deponieklasse 1 überwiegend aus Duisburg, also leicht belastete Böden und Bauschutt, vor der Oberflächengestaltung in den heutigen „Deponie-Kessel“ verfüllt werden. Die täglichen 100 LKW-Ladungen mit Deponiestoffen sollen nicht durch Duisburg-Baerl, sondern über Bundes- und Landstraßen fahren, d.h. bei den gegebenen Örtlichkeiten kann dies nur durch Moers-Meerbeck erfolgen. Keine 300 Meter Luftlinie von der Deponie entfernt baut die RAG-Tochter ‚viva-west‘ das Neubaugebiet "Planetensiedlung/Meerbeck-Ost" mit 480 Eigenheimen. Der Rat der Stadt Duisburg hat zunächst eine eindeutige Beschlussvorlage zur Bewilligung der RAG-Planungen zur weiteren Beratung in die Ausschüsse gegeben, im Moerser Stadtrat gab es bisher kaum Beratungen, obwohl die Deponiegrenze auch gleichzeitig die Stadtgrenze zwischen Duisburg und Moers ist. Da bis heute nur wenige Informationen der Öffentlichkeit zugänglich wurden, gibt es nur vereinzelt Bürgerkritik zu den Ausbauplänen.

Partei- und städteübergreifende Bürgerversammlungen

Die Anwohnerinitiative in dem Moerser Wohngebiet „Meerbeck-Ost/Westerbruch“ hat vor einem Monat begonnen sich mit den Ausbauplänen auseinanderzusetzen, deren Sprecher Christian Voigt reagiert mit großem Unverständnis, wie seitens der Politik bisher dieses Thema behandelt wurde: „Es geht nicht vorrangig darum, ob der neue Deponieabfall rechts über Duisburger oder links herum über Moerser Stadtgebiet fährt. Auch bringen uns Diskussionen der Politik über Schuldzuweisungen, wer durch welche Pressemitteilung Ängste bei den Bürger schürt, nicht weiter!“ Weiter argumentiert Voigt, dass Sorgen, Ängste und Nöte nur dadurch entstanden, da bislang hinter geschlossenen Vorstands- und Ratstüren geplant und debattiert wurde. Voigt fordert deshalb dringend partei- und städteübergreifende Bürgerversammlungen unter Beteiligung der RAG Montan Immobilien für die anliegenden Bewohner der Stadtteile Eick, Meerbeck, Hochstraß, Scherpenberg, Baerl, Gerdt, Uettelsheim und Homberg.

Priorität: Beseitigung vorhandener Umweltschäden

Als sekundäres Problem sieht die Anwohnerinitiative den geplanten LKW-Transport von jährlich 300.000 Tonnen mäßig belasteten Abfällen nur über Moerser Stadtgebiet -der Grafschafter Straße und Römerstraße- zur Deponie an der Gutenbergstraße und der zusätzlichen Emissionsbelastung, also Lärm und Feinstaub. Sie hat vielmehr Sorge, dass nicht mehr Bergematerial auf der Deponie, in deren direkter Nähe sich eine Wasserpumpstation und ein Wasserschutzgebiet befindet, gelagert werden soll, „das einzig noch aktive Bergwerk, das Bergwerk West, schließt Ende diesen Jahres und verfügt selbst noch über ausreichend Haldenkapazität“, so Voigt. Elementar und primär sieht der Initiativsprecher die Auseinandersetzung mit dem derzeitigen Ist-Zustand der Deponie, da die Duisburger Beschlussvorlage schon jetzt leicht erhöhte PAK-Gehalte im Grundwasser benennt und bei Probebohrungen verschiedene Materialien gefunden wurden, deren Zusammensetzung und Herkunft nicht erklärbar sind. Polycyclische Aromatische Kohlenwasserstoffe (PAK) sind beim Menschen eindeutig krebserregend und für das Entstehen von z. B. Lungen-, Magen- und Darmkrebs, so wie Blasenkrebs verantwortlich. Weiterhin besteht die Möglichkeit der Fruchtschädigung oder Beeinträchtigung der Fortpflanzungsfähigkeit. Die Aufnahme der Schadstoffe erfolgt durch Nahrung und Trinkwasser, so wie durch die Einatmung der belasteten Luft über die Lunge. Bei Kindern ist die Schadstoff-Aufnahme besonders hoch.

Unverständnis über Beurteilung des Ist-Zustandes

Des Weiteren wurde die Deponie nach der Auskiesung in den 30-er Jahren, also zu einer Zeit, in der kein ausgeprägtes Umweltbewusstsein herrschte, gegründet. Es gibt keine sicheren Angaben über die Beschaffenheit des Haldengrundes und seiner Dichtheit. „Für mich völlig unverständlich, dass die Duisburger Ratsvorlage die Ist-Situation mit den 3 Unsicherheitsfaktoren erhöhter PAK-Gehalt, unbekannte Materialfunde und unklarer Dichtigkeit als unbedenklich für den Deponieausbau beschreibt“, erklärt Christian Voigt seine Bedenken weiter. „Die Bürger in den umliegenden Moerser und Duisburger Stadtteilen leben seit Jahrzehnten umringt von Petrol-Chemie, Bergbau, Montan- und Schwerindustrie, Autobahn, Kraftstofftanks, Spanplattenfabrik und Abraumhalden. Unser Wohnumfeld ist belastet genug.“ Da sich viele Gerüchte, wie die unrechtmäßige Entsorgung, Lagerung und Versickerung von Giftstoffen, Schutt und Schrott im Erdreich und in den beiden angrenzenden Seen (Waldsee und Uettelsheimer See) genauso wie Vermutungen über erhöhte Anzahl von Krebserkrankungen, insbesondere Leukämie, über Jahre hartnäckig halten, fordert Christian Voigt ein umfassendes Umweltgutachten über Boden-, Wasser- und Luftbelastung für die benannten Stadtteile im Umkreis der Deponie Lohmannsheide. Christian Voigt sieht jetzt die Chance einem weiteren Umweltskandal, wie um die Deponie Eyller-Berg in den Nachbarstädten Kamp-Lintfort und Neukirchen-Vluyn, vorzubeugen und Verantwortung für die Bürger in Duisburg und Moers zu übernehmen.

Keine Planungsverhinderung, sondern Risikenvermeidung

„Wir haben schon Anrufe und Anfragen von besorgten Bürgern und Nachbarn erhalten, ob wir die Bürgerinitiative gegen den Deponieausbau wären“, berichtet Voigt weiter und teilt mit, dass die Umgestaltung zu einem Freizeitareal mit verschiedenen Attraktionen durchaus wünschenswert wäre. Es geht der Anwohnerinitiative auch nicht um die Verhinderung dieses Vorhabens, sondern Christian Voigt bekräftigt noch mal, „man kann nicht über den letzten Schritt beraten, wenn der Ist-Zustand schon Umwelt- und Gesundheitsrisiken birgt. Zunächst müssen die vorhandenden Umweltschäden beseitigt werden. Es geht schließlich um unsere Gesundheit, den Grund und Wert unserer Eigenheime, also unserer Existenzen.“

siehe auch:
http://www.lokalkompass.de/duisburg/politik/deponieausbau-lohmannsheide-anwohnerinitiative-fordert-grossraeumiges-umweltgutachten-d212286.html

Autor:

Christian Voigt aus Moers

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