Der Duisburger Pädagoge Burak Yilmaz wirbt um Respekt und Toleranz
Brücken der Verständigung bauen

Wie schnell Unwissenheit und Vorurteile zu Hass und Gewalt werden können, erleben auch Duisburger Schüler nicht selten. In Workshops im gesamten Stadtgebiet und weit darüber hinaus will der Duisburger Pädagoge Burak Yilmaz dem entgegenwirken. Jetzt besuchte er die Gesamtschule Emschertal.
Foto: Reiner Terhorst
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Aus Vorurteilen und Unwissenheit kann schnell Hass werden, und Hass mündet nicht selten in Gewalt. Aufklärung, Gespräche, Workshops und Projekte vor allem in Schulen sollen da frühzeitig entgegenwirken. Der Duisburger Pädagoge Burak Yilmaz ist seit vielen Jahren unterwegs, um Verständnis und Respekt zu wecken.

Seine regelmäßigen Gespräche in ganz Duisburg und weit darüber hinaus tragen offensichtlich, dazu bei, dass Jugendliche bereit sind, nicht Hasstiraden und Verschwörungstheorien etwa in den Sozialen Netzwerken blind zu folgen, sondern Verantwortung für das gemeinsame Miteinander zu übernehmen und Brücken der Verständigung zu bauen. Es gelte, eine Welle des Hasses zu vermeiden.

Genau das war der Ansatzpunkt eines Workshops der Gesamtschule Emschertal in Neumühl, an dem unsere Redaktion teilnahm. „Wir haben im Unterricht den Roman 'Die Welle' gelesen, in dem es um die Aufarbeitung von Nationalsozialismus und Judenhass geht“, berichtet Deutschlehrerin Zeynep Kowalik gegenüber dem Wochen-Anzeiger, „und plötzlich hat das Ganze eine nicht vorhergesehene Eigendynamik bekommen.“ Die Schüler der achten Jahrgangsstufe wollten sich mit dem Thema intensiver auseinandersetzen, wollten mehr wissen, haben eigene Erfahrungen eingebracht.

Da bot es sich für die Deutschlehrerin, ihre Kollegin Julia Amann, Schulsozialarbeiterin Miriam Luc und die zuständige Abteilungsleiterin Dragana Koslowski an, das Workshop-Angebot der Antisemitismus-Beauftragten des Landes NRW, Sabine Leutheusser-Schnarrenberger, aufzugreifen. Die frühere Bundes-Justizministerin hat Burak Yilmaz in ihre Aufklärungsarbeit eingebunden. Schnell hat die Gesamtschule Emschertal Kontakt mit ihm aufgenommen. Und nun war er da.

Lebendiger Workshop
mit vielen Diskussionen

Wie in „Die Welle“ ging es zunächst sehr verhalten los. Die Schülerinnen und Schüler hatten sich zur Vorbereitung auf das Zusammentreffen mit dem Pädagogen einige seiner Videos angeschaut, in denen etwa musilimische Jugendliche aus Duisburg das Konzentrationslager in Auschwitz besucht haben. Aus ihren bewegenden Eindrücken haben sie mit Yilmaz Theaterstücke gemacht. Freundschaften mit jüdischen Jugendlichen sind entstanden. Jetzt wird es wird lebendig im Workshop. Kaum einer der knapp 30 Gesamtschüler beteiligt sich nicht an der Diskussion.

„Ich habe auch einen jüdischen Freund, der ist doch genauso Mensch wie“, sagt ein Schüler. „Anders sein muss doch nicht schlechter sein“, sagt Connor. Seine Mitschülerinnen Sidra und Razan ergänzen, dass sie schließlich selbst entscheiden wollen, „mit wem wir abhängen und mit wem nicht.“ Sie und die meisten aus der plötzlich „aufgetauten“ Runde haben schon oft den Satz „Mit wem umgibst Du Dich denn da?“ gehört.

Burak Yilmaz geht spontan darauf ein. Ein kleines Rollenspiel startet. Diyar ist der deutsche Junge Thomas, und Yilmaz spielt seinen Vater Stefan. Thomas möchte seinen kurdischen Freund mit nach Hause bringen. Der Vater ist empört: „Sowas kommt mir nicht ins Haus. Die klauen doch alle. Hast Du denn keine deutschen Freunde?“ Thomas bleibt standhaft. „Menschen, die man nicht kenn, sollte man nicht vorverurteilen. Ich bin mit denen zusammen, die ich sympathisch und nett finde“, sagt Thomas aus dem Mund von Diyar. Applaus von seinen Mitschülern, viele unter ihnen mit Migrationshintergrund, brandet auf.

Engagement und
couragierter Einsatz

„Wenn alle so denken und handeln würden, wie Ihr das heute an den Tag gelegt habt, gäbe es weniger Ungerechtigkeit und Gewalt in der Welt“, resümiert Yilmaz. Schüler Nico ergänzt fast philosophisch: „Ich habe heute gelernt, dass wir uns nicht von den Falschen beeinflussen lassen dürfen, dass wir nicht weg-, sondern hingucken müssen.“

Yilmaz, der übrigens zusammen mit den „HeRoes“, Jungs e.V. und dem Projekt „Muslime in Auschwitz“ den Duisburger Preis für Toleranz und Zivilcourage des gleichnamigen Bündnisses und für sein persönliches Engagement das Bundesverdienstkreuz erhielt, wird künftig gerne wieder zur Gesamtschule Emschertal kommen. Inzwischen arbeitet er nicht mehr bei den HeRoes und für Jungs e.V., sondern als selbständiger Pädagoge. Er wünscht sich natürlich, dass viele weitere Duisburger Schulen und Jugendeinrichtungen von dem Angebot Gebrauch machen. Auch dorthin kommt er gerne. Über eine Kontaktaufnahme mit ihm unter info@burak-yilmaz.de würde er sich freuen. Die Antisemitismusbeauftragte des Landes ganz sicher auch.

Autor:

Reiner Terhorst aus Duisburg

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