Flüchtlingskind Sidra legt den Grundstein für ein erfolgreiches weiteres Leben
„Tragt euren Stolz in die Umgebung und die Welt“

Aus den geplanten großen Entlassungsfeiern an den Duisburger Schulen wurde aufgrund der Corona-Pandemie nichts. Im Rahmen ihrer Möglichkeiten sorgten viele Schulen, wie hier die Justus-von-Liebig-Schule, dennoch für emotionale Momente auf dem Weg in einen neuen Lebensabschnitt.
Fotos: Terhorst
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Die Zeugnisse sind verteilt, die Sommerferien am Start. Wie alle Jahre wieder, schwankt die Gefühlslage der jungen Menschen zwischen Enttäuschung und dankbarer Freude. Und doch war in diesem Jahr vieles, eigentlich fast alles „anders“, was besonders die Abschlussklassen in den Duisburger Schulen zu spüren bekamen.

Geplant waren große Entlassungsfeiern, dem Anlass angemessen. Daraus wurde aufgrund der Corona-Pandemie nichts. Dennoch haben viele Schulen ihre Schülerinnen und Schüler nicht klang- und geräuschlos gehen lassen, sondern ihnen im Rahmen der Möglichkeiten emotional den Weg in einen neuen Lebensabschnitt geebnet, unabhängig von der jeweiligen Schulform. Das gilt auch für die Justus-von-Liebig-Schule in Hamborn, die vor einigen Jahren als eine der ersten Sekundarschulen in Nordrhein-Westfalen die Bildungslandschaft betrat. Mit Imageproblemen hat diese Schulform immer noch zu kämpfen. Nicht selten wird sie von Bildungsfachleuten als Stiefkind bezeichnet. Da hilft nur strukturiertes Arbeiten mit einer klaren Zielsetzung.

Als Sekundarschule Kalthoffstraße gestartet, haben in großem Einvernehmen Lehrer, Schüler und Eltern die Schule mittlerweile in Justus-von-Liebig-Schule umbenannt. Am Namenspatron deutlich zu erkennen, handelt es sich um eine Schule mit naturwissenschaftlicher Ausrichtung. Insbesondere Informatik, Technik und Chemie haben einen hohen Stellenwert. Sie gilt als innovativ im Umgang mit den Digitalen Medien und ist „Leuchtturmschule“ in Sachen „BOYD“. Die Abkürzung steht für „Bring your own device“, was so viel bedeutet wie einen verantwortungsvollen Umgang mit Geräten, Hilfsmitteln und der durchdachten Anwendung und Nutzung derselben an den Tag zu legen. Immer wieder wird die Schule im Norden unserer Stadt landesweit zu Rate gezogen, wenn sich andere Schulen informieren und Teile der Konzeption übernehmen wollen.

Erklärvideos

In der Coronazeit zeigte sich, dass die pädagogische Arbeit der letzten Jahre erfolgreich war. Die Schüler arbeiteten an den gestellten Aufgaben und bereiteten sich mit Hilfe von online gestellten Aufgaben und Hilfestellungen wie Erklärvideos in der heißen Phase fast selbständig auf die Zentralen Prüfungen vor. Jetzt gab es dort zum ersten Mal einen Entlassjahrgang, 98 Schüler verlassen die Schule im 10. Jahrgang, gut die Hälfte davon mit der Berechtigung, weiterführende Schulen zu besuchen. In den vier Abschlussklassen stachen drei Schüler besonders hervor: Emely Lemm als beste Schülerin mit einem Schnitt von 1,3 und Emirhan Dogmusay als bester Schüler mit einem Schnitt von 1,2.

Eine weitere Schülerin macht Klassenlehrer Andreas Kucharski besonders Stolz. Sidra Mohamed ist im Januar 2016 als Flüchtlingskind aus dem Bürgerkriegsland Syrien nach Deutschland gekommen. Bereits auf der Flucht hat sie sich die deutsche Sprache beigebracht und ist hier sofort in den Regelunterricht eingestiegen, „weil ich so noch viel besser die Sprache lerne“, wie sie dem Wochen-Anzeiger erklärte.

Menschen helfen

Mit sehr viel Fleiß und Wissensdurst hat sie sich das drittbeste Zeugnis des Jahrgangs (Schnitt 1,5) erarbeitet, um nun das nächste Etappenziel, das Abitur, in Angriff zu nehmen. Das große Ziel ist, Ärztin zu werden, „damit ich später mal den Menschen in meinem Heimatland helfen kann.“

„Natürlich ist man stolz auf jeden einzelnen, der das Ziel, einen Abschluss zu machen, erreicht, egal, wie der aussieht. Aber Sidra zeigt im besonderen Maß, wozu Kinder in der Lage sind, wenn sie ein Ziel vor Augen haben und die entsprechende Unterstützung bekommen.“, sagt der stolze und gerührte Klassenlehrer.

Besondere Ehrung

Die drei Sekundarschüler mit Top-Abschluss wurden durch den Hamborner Bezirksbürgermeister Marcus Jungbauer, der allen Schülerinnen und Schülern zum Abschluss gratulierte, mit der Justus-von-Liebig-Medaille geehrt.

Jungbauer gab den Jugendlichen auf den Weg, dass sie stolz sein können, in dieser Zeit, die für alle Beteiligten eine Ausnahmesiutation sei, den Grundstein für ein hoffentlich erfolgreiches weiteres Leben gelegt zu haben. „Ihr repräsentiert in gewisser Weise auch die Stadt Duisburg und den Stadtbezirk Hamborn. Zeigt dies mit breiter Brust und seid stolz auf euch, eure Stadt und euren Stadtteil. Tragt diesen Stolz in die Umgebung und die Welt.“

Autor:

Reiner Terhorst aus Duisburg

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