Beeindruckende Demo der Marxloher Herbert-Grillo-Gesamtschule in der Innenstadt
Ungleiches ungleich behandeln: Den Worten müssen Taten folgen

Die Herbert-Grillo-Gesamtschule hat mit der gesamten Schulgemeinde auf der Königstraße und vor dem Duisburger Rathaus demonstriert, um auf das Bündnis „Schule³“ aufmerksam zu machen. Das fordert besondere Unterstützung für Schulen in prekären Lagen, unter anderem, wie hier symbolisch in Szene gesetzt, den Bau neuer Schulgebäude.
Fotos: Reiner Terhorst
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Die Schülervertretung und die Eltern der Herbert-Grillo-Gesamtschule in Marxloh haben schon im letzten Schuljahr überlegt, wie man sich gemeinsam mit dem Lehrerkollegium für die gute Bildung der Kinder und Jugendlichen im Stadtteil stark machen kann. Jetzt haben sie mit einer viel beachteten öffentlichen Demo in der Duisburger Innenstadt auf zahlreiche Misstände an ihrer Schule aufmerksam gemacht.

„Wir haben das alles im Unterricht bestens vorbereitet. Da ist eine Menge zusammengekommen, was an unserer Schule dringend verändert und verbessert werden muss“, sagte Schulleiter Thomas Zander im Gespräch mit dem Wochen-Anzeiger. Mit großen Plakaten, Handzetteln und Sprechchören zogen knapp 800 Teilnehmer vom Duisburger Forum zum Rathaus, um ihren Forderungen Nachdruck zu verleihen. „Wir haben uns schon gefragt, wie das Ganze bei den Menschan ankommt“, so Zander weiter, „aber wir haben wohl ein gutes Bild abgegeben und viel Zuspruch erfahren.“ Schon früh morgens war man in Gruppen von Marxloh in die Innenstadt gefahren.

Die Grillo-Gesamtschule, die Globus-Gesamtschule aus dem Dellviertel und die Sekundarschule Rheinhausen gehören dem landesweiten Bildungsbündnis Schule³ an, Darin haben sich Schulen zusammengeschlossen, die anerkannt gute Arbeit in Stadtteilen leisten, die nicht gerade zu den sozial- und strukturstärksten gehören. Im Mittelpunkt der Initiative stehen bessere Lehr- und Lernbedingungen. Man müsse Ungleiches auch ungleich behandeln. Im Klatext heißt das, dort, wo es schlechtere Rahmenbedingungen gäbe, müsse stärker als anderswo in die Schullandschaft investiert werden.

„Wir sind wichtig“

Verdreckte Toiletten, unattraktive Container als Klassenräume, zu wenig Lehrer, marode Schulhöfe, zu wenig Bücher und „digitale Wüste“: die Schilderungen der Schüler auf dem Weg zum Rathaus beeindruckten die Passanten. „Nein, so was geht ja gar nicht“, gibt eine ältere Dame den Schülern Recht. Mit Warnwesten, Trommelklängen und dem Spruch „Wir sind wichtig“ praktizieren sie auf der Königstraße eine „Doppelstunde Staatsbürgerkunde“, wie es der Landtagsabgeordnete Frank Börner anerkennend formulierte.

Verbindungslehrer Irmin Vinzenz schnappte sich am Rathaus Noch-Schul- und Bildungsdezernent Thomas Krützberg, der am 1. Mai Chef des Duisburger Immobilien-Managements (IMD) wird: „Sie können noch was für bessere Bildung und bald eine Menge für intakte Schulgebäude tun.“ Krützberg musste etwas schmunzeln, zeigte aber Gesprächsbereitschaft, wie man die Situation an der Marxloher Gesamtschule zügiger verbessern könne.

Unterstützung 

„Bevor Sie neue Gesamtschulen einrichten, sorgen Sie doch erst einmal dafür, dass die bestehenden besser arbeiten können“, rief ein Schüler dem Dezernenten zu. An der Verbesserung selbst arbeitet die Schule in Eigeninititive seit langem. „Wir nutzen jede Möglichkeit, um da anzusetzen“, meint Schulleiter Zander, „aber wir brauchen Unterstützung. Die gibt es möglichweise bald auch vom Land NRW, denn die Herbert Grillo-Gesamtschule wird wie auch die Globus-Gesamtschule und das Sophie-Scholl-Berufskolleg im nächsten Schuljahr offiziell in den Status einer „Talentschule“ erhoben. In Duisburg sind dies bereits seit letztem Sommer das Marxloher Elly-Heuss-Knapp-Gymnasium und das Mercator-Gymnasium in der City. Verbunden damit sind höhere Finanzausstattungen.

„Wir haben jetzt demonstriert und Gespräche geführt“, resumiert Zander, „aber nach der Aktion und vielen Worten dürfen wir uns nicht zurücklehnen. Jetzt müssen weitere Taten folgen. Der Schulleiter listet noch einmal auf: mehr und freundlichere Räume, mehr und schnelleres Internet, mehr und schnellere Reparaturen von defekten Gebäuden und Räumen.“ Auch wünscht er sich mehr Zeit für die Lehrer, damit sie sich um die Schülerinnen und Schüler auch außerhalb des Unterrichts kümmern können.

Autor:

Reiner Terhorst aus Duisburg

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